Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 1996

Es gibt keinen Menschen, der nicht die Freiheit liebte; aber der Gerechte fordert sie für alle, der Ungerechte nur für sich allein.
(Ludwig Börne)


19. März 2024


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KETTENREAKTION

Am 14. Dezember 1900 veröffentlichte der deutsche Physiker Max Planck eine Abhandlung über die Energieverteilung von Strahlungen. Seine Theorie enthielt eine Zahl, die heute das "Wirkungsquantum" genannt wird. Plancks Formel besagt im wesentlichen, daß jede Strahlung aus kleinsten Energieteilchen, den sogenannten "Quanten" besteht. Dieses neue Wissen über die teilchenartige Natur der Strahlung ebnete den Weg zu einer umfassenden Atomtheorie.

Jahre später experimentierten Physiker mit schweren Atomen, indem sie diese mit Neutronen bestrahlten. Am 19. Dezember 1938 schrieb Otto Hahn einen Brief an die in Stockholm lebende österreichische Physikerin Lise Meitner: "... es ist nämlich etwas mit den Radium-Isotopen, was so merkwürdig ist, daß wir es vorerst nur Dir sagen. ... Unsere Radium-Isotope verhalten sich wie Barium. ... Es könnte ein höchst merkwürdiger Zufall vorliegen, aber immer kommen wir zu dem Schluß: Unsere Radium-Isotope verhalten sich nicht wie Radium sondern wie Barium. Vielleicht kannst Du irgendeine phantastische Erklärung vorschlagen ...". Lise Meitner erkannte sogleich, welcher Vorgang Otto Hahn so verwirrt hatte. Er hatte mit Hilfe von Neutronen die Kerne von Uranatomen gespalten und diese in Bariumatome umgewandelt.

6 Jahre später, wiederum im Dezember, begann das Zeitalter der atomaren Kettenreaktion. Unter dem Sportstadion der Universität Chikago hatte ein Forscherteam den allerersten Atomreaktor aufgebaut. Der Versuchsreaktor war wegen seiner primitiven Sicherheitsvorkehrungen gefährlich. Enrico Fermi, der Konstrukteur dieses ersten Reaktors und Mitkonstrukteur der ersten Atombomben, war sich seiner Sache jedoch sicher. Also gab er am 2. Dezember 1942 um 3 Uhr nachmittag den Befehl, den Reaktor zu starten. Die Meßgeräte zeigten sofort ein Anschwellen der Neutronenstrahlung an, die erste atomare Kettenreaktion hatte wie erwartet eingesetzt.

Fermis Kernreaktor hatte gezeigt, daß der Bau einer Atombombe möglich war. Der 2. Dezember 1942 war demnach der Tag, an dem die Tore zum Atomreaktor und auch zur Atombombe aufgestoßen wurden. Keine drei Jahre später sollten die ersten nuklearen Bomben in New Mexico, Hiroschima und Nagasaki hochgehen. Die "friedliche" und kriegerische Nutzung der Atomenergie waren von nun an verbrüderte technische Systeme.

Alle drei Ereignisse (Durchbruch der Atomtheorie, Entdeckung der Atomkernspaltung und Inbetriebnahme des ersten Atomreaktors) fanden jeweils im Dezember statt. Dieser Monat scheint also trotz des Advents dazu berufen zu sein, der Weiterentwicklung der Atomenergie nicht ohne Sorge zu gedenken.

Gespaltene Atome
Atomare Weihnachten
Urangeschosse
Der Vater der H-Bombe (Teller)
Otto Hahn
Albert Einstein
Weitblick (Rutherford)
Nobelpreis und Bombe
Mehr Leben!
Die RelativitÄtstheorie
Lange Schatten
nature

© 996 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Arnold Sommerfeld
(1868-1951)
erweiterte das Atommodell von Niels Bohr, erklärte damit die Feinstruktur von Linienspektren und wurde damit zu einem der wichtigsten Väter der Quantenphysik.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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