Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 1997

Die Volksbegeisterung in unsern letzten Freiheitskriegen ward wie die Jungfrau von Orleans unter ihrer eigenen Fahne begraben.
(Wolfgang Menzel)


28. März 2024


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VERSPRECHUNGEN

Die Versprechungen der Wissenschaften sind eine Unsitte um nicht zu sagen ein Ärgernis. Die Wissenschaften können Trends berechnen und Wahrscheinlichkeiten angeben, aber sie können nicht die Zukunft voraussagen. Es erstaunt daher immer wieder, wenn Wissenschafter verkünden, welche Probleme man demnächst mit Hilfe der Forschung wird lösen können.

Die moderne Gentechnik verspricht die Korrektur der angeblich so fehlerhaften Natur zum Wohle der Menschheit. Menschen mit Erbkrankheiten müßte es nicht mehr geben, Kulturpflanzen würden endlich so getrimmt werden, daß der weltweite Nahrungsmangel kein Problem mehr sein werde, und Nutztiere könnten zu Kunstwesen mit Höchstleistung trainiert werden. So verspricht uns die Wissenschaft die baldige Beseitigung aller Not, angefangen vom Krebs über AIDS bis hin zum Hunger der Dritten Welt.

Genetiker haben schon vor Jahren nachgewiesen, daß im Reich der Gene komplizierte und schwer durchschaubare Wechselwirkungen existieren. Gene führen kein Einsiedlerleben sondern agieren gemeinsam mit anderen Genen. Wenn man dieses System künstlich verändert, können nach Generationen unerwartete Dinge passieren. Ein Gen, das in einem Tierstamm oder einer Pflanzensorte funktioniert, kann bei Übertragung auf einen anderen Stamm nach einigen Generationen zum Niedergang der Population führen. Defekte Gene, denen der Experimentator im Selektionsversuch keine Chance gibt, können sich zusammen mit anderen Genen als funktionsfähig erweisen.

Aufgrund der vielgestaltigen Wechselbeziehungen im Bereich der Gene sind die Folgen gentechnischer Veränderungen über mehrere Generationen hinweg grundsätzlich unmöglich vorhersagbar. Die Gene verhalten sich kurzfristig im Rahmen einer gewissen Erwartung, langfristig sind sie jedoch "chaotisch" wie das Wetter oder die Börsenkurse. Auch in diesen Bereichen kann man mittel- bis langfristig keine genauen Trends vorhersagen.

Der Fortschritt des Lebens begann vor über drei Milliarden Jahren mit Cyanobakterien und lief ohne Stillstand bis heute weiter. Es kann daher nie um die Frage gehen, ob es Fortschritt geben soll oder nicht. Diese Frage hat die Natur durch ihre laufende Veränderung längst beantwortet. Es kann immer nur darum gehen, welchen technischen Fortschritt wir wollen und verantworten können. Vor allem sollten wir uns ab und zu die Frage stellen, wie begeistert und gutgläubig wir Neuheiten bewundern. Die Befürworter der Gentechnik erwarten die Lösungen vieler Probleme. Ob diese Technik tatsächlich Probleme beseitigen kann, und ob sie nicht neue schaffen wird, muß sich erst zeigen. Verläßliche Prognosen sind unmöglich, daher darf man nie Vorsicht mit Fortschrittsfeindlichkeit verwechseln.

HochmÜtigkeit
Gene und Gewalt
Genetik und Gentechnik
Genetische und digitale Codes
50 Jahre Dopellhelix
Die Ursuppe
Biopiraterie
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© 1997 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Hermann von Helmholtz
(1821-1894)
war Arzt, Physiologe, Physiker, Philosoph, kurzum ein Universalgelehrter, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er war in der Medizin, in der Physik und in der Biologie zu Hause. Respekt!

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch