Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 1997

Freiheit ist ein Gut, das durch Gebrauch wächst, durch Nichtgebrauch dahinschwindet.
(Carl Friedrich von Weizsäcker)


16. April 2024


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KARL LANDSTEINER

Der Arzt Dr. Karl Landsteiner wird vor Einführung der Euro-Währung der letzte Österreicher sein, der mit seinem Porträt eine Tausend Schilling-Banknote zieren darf. Landsteiner teilt damit das Schicksal mit seinem Banknotenvorgänger Erwin Schrödinger. Nur wenige wissen, warum ihnen diese Ehre zuteil geworden ist.

Landsteiner beschäftigte sich zu Beginn unseres Jahrhunderts mit der Frage, warum man Blut nicht immer gefahrlos übertragen kann. Er führte dabei Versuche von verblüffender Einfachheit durch. Er sammelte Blutproben seiner Mitarbeiter, den Doktoren Erdheim, Pletschnig, Störk und Sturli. Zusätzlich entnahm er sich selbst Blut und trennte die Stichproben in zellfreie Plasmaflüssigkeit und in rote Blutkörperchen. Anschließend vermischte er alle Plasmaproben mit den jeweils fremden roten Blutkörperchen. Dabei stellte sich heraus, daß das Plasma in manchen Fällen mit den roten Blutkörperchen gut sichtbare Klumpen bildet.

Die heftigen Verklumpungen traten mit einer auffallenden Regelmäßigkeit auf, aber die roten Blutkörperchen von Dr. Landsteiner und Dr. Störk verklumpten gar nicht. Landsteiner zog daraus den Schluß, daß es verschiedene Blutgruppen geben müsse, er nannte sie A, B, und AB. Der nichtklumpenden Sorte gab er die Bezeichnung 'Null'. Die von Landsteiner entdeckten Blutgruppen nennt man heute das AB0-System. Diese Entdeckung, für die Landsteiner 1930 den Nobelpreis bekam, machte Bluttransfusionen fast gefahrlos. Eine daraufhin entwickelte Übertragungstherapie konnte bis heute unzählige Menschenleben retten.

Der Grund für die gefährliche Zusammenballung der roten Blutkörperchen liegt in ihrer unterschiedlichen Oberfläche. Sie können mit sogenannten Antikörpern im Serum einer anderen Blutgruppe reagieren. Blutgruppen werden nach den Mendelschen Erbgesetzen über die Generationen hinweg weitergegeben und verändern sich im Laufe eines Menschenlebens nicht.

Im Jahre 1940 experimentierte Landsteiner in den USA zusammen mit einem Kollegen mit Antikörpern. Antikörper sind spezielle Proteinmoleküle, die für das Immunsystem des Körpers von Bedeutung sind. Landsteiner enteckte, daß sich die aus Kaninchen gewonnenen Antikörper, die sich gegen rote Blutkörperchen der Affenart "Macaca rhesus" richten, auch gegen menschliche Blutkörperchen Reaktionen zeigen. Es stellte sich heraus, daß nur bei einem Teil der Menschen diese Reaktion stattfindet. Diesen Reaktionstypus nannte man aufgrund der Versuchsreihe mit den Rhesus-Affen "Rhesus positiv", kurz Rh+. Die Blutgruppe, deren Blutkörperchen nicht reagierten, nannte man "Rhesus negativ".

Die sensationellen Entdeckungen Landsteiners und viele ähnliche Erkenntnisse machten die Bluttransfusionen immer sicherer und schwierige chirurgische Eingriffe, für die man Blutkonserven benötigte, überhaupt erst möglich.

Weltblutspendertag
Nobelpreisträger
Menschlichkeit
Die Mutter aller Dinge

© 1997 Rudolf Öller, Bregenz


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(1906-1988)
konstruierte 1931 das erste Elektronenmikroskop, mit dem man Viren sichtbar machen kann. Anti-Viren-Verschwörungstheoretiker haben das bis heute nicht mitbekommen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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