Welt der Naturwissenschaften
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23. April 2024


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GENE und GEWALT

Gewaltverbrecherhinterlassen am Tatort meist kleine Spuren: Speichel, Hautfetzen, Bluttropfen, Haare. Mit Hilfe der modernen Gentechnik kann man diesen winzigen Spuren Informationen entlocken, und dies ist erstmals einem Sexualmörder in England zum Verhängnis geworden. In Deutschland versucht man zur Zeit mit Hilfe des bisher umfangreichsten genetischen Massentests den Mörder eines Mädchens zu finden. Dieser Test hat eine über hundertjährige Geschichte.

Der Augustinerpater Johann Gregor Mendel war der Entdecker der grundlegenden Gesetze der Genetik. Nach Kreuzungsversuchen mit Erbsen definierte er in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Gene als "Elemente", die von den Eltern auf die Nachkommen vererbt werden. 1871 entdeckte der Schweizer Chemiker Friedrich Miescher in seinem Tübinger Labor in den Spermien von Forellen ein Riesenmolekül, dessen chemische Zusammensetzung er als phosphorhaltige Säure beschrieb. Sie sollte sich später als die Erbmasse aller Lebewesen erweisen, das Molekül nennt man heute (abgekürzt) "DNA".

1923 gelang es dem amerikanischen Genetiker Thomas Hunt Morgan, die Lage der Gene auf den Chromosomen im Zellkern zu lokalisieren. Er erstellte erstmals die sogenannten "Morganschen Genkarten". 1944 identifizierte der Amerikaner Theodore Avery die DNA eindeutig als die Substanz der Vererbung. Die drei Biologen Francis Crick, James Watson und Maurice Wilkins entschlüsselten 1953 erstmals die Form dieser DNA, beschrieben deren Funktionsweise und bekamen 1962 dafür den Nobelpreis.

1967 entdeckte der Schweizer Mikrobiologe Werner Arber in Bakterien die Restriktions-Enzyme. Es handelt sich dabei um Moleküle, welche die Erbsubstanz DNA an typischen Stellen aufschneiden können. Für die Entdeckung, Isolierung und Charakterisierung der Restriktions-Enzyme erhielt er 1978 zusammen mit zwei Amerikanern den Medizin-Nobelpreis.

In den Siebzigerjahren entwickelten schließlich die Molekularbiologen Herbert Boyer und Stanley Cohen ein neues Verfahren, mit dessen Hilfe sie Fremdgene in lebende Zellen einschleusen konnten. Die Entdeckung der Restriktions-Enzyme und das Boyer-Cohen-Patent markieren den Beginn der modernen Gentechnik.

Mit Hilfe der sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (PCR) kann man winzigste Mengen der Erbmasse vervielfältigen. Diese erst in den Achzigerjahren entwickelte Methode ist heute weder aus der Wissenschaft noch aus der Kriminalistik wegzudenken. Unter Verwendung dieser Technik kann man aus einem DNA-Molekül hundert Milliarden Moleküle erzeugen und anschließend exakt analysieren.

Die Errichtung von DNA-Datenbanken zur Speicherung der genetischen "Fingerabdrücke" von Gewaltverbrechern stößt bei Datenschützern auf gewisse Bedenken, dürfte weltweit aber bald zum Standard der Kriminalistik zählen.

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© 1998 Rudolf Öller, Bregenz


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"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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