Welt der Naturwissenschaften
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19. März 2024


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ASPIRIN, VIAGRA & Co

Die meisten der entdeckten Heilmittel waren pflanzlichen Ursprungs. In allen Kulturen gab und gibt es kundige Frauen und Männer - Medizinmänner, "Kräuterweiber", Ärzte -, die Pflanzen richtig erkannten, sammelten, trockneten und gegen Krankheiten oder zumindest Schmerzen einsetzten. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen chemische Fabriken mit der Synthese der wirksamen Naturstoffe. Das Schmerzmittel Aspirin, benannt nach einem Bestandteil der Weidenrinde, wird seit 100 Jahren erzeugt.

Medikamente sind selten ohne Nebenwirkungen, manchmal sind sie gefährlich, manchmal günstig. So gelang dem englischen Pharmakologen und Nobelpreisträger, Sir John Robert Vane, Mitte der Siebzigerjahre der Nachweis, daß Aspirin die Bildung entzündungsfördernder Stoffe im Blut behindern kann. Aspirin und viele andere Medikamente, wie etwa Beta-Blocker bei Bluthochdruck oder Antibiotica bei bakteriellen Infektionen, sind samt ihren Nebenwirkungen unverzichtbar.

Es gab auch folgenschwere Pannen. Das vor über 100 Jahren zur Schmerzbehandlung entwickelte Heroin stellte sich zwar als wirksam heraus, machte die Patienten aber süchtig.

Medikamente, die direkt oder indirekt mit Fortpflanzung oder Erotik zu tun haben, bewirkten stets öffentliche Emotionen. Kaum tauchen derartige Produkte am Markt auf, werden sie entweder freudig begrüßt oder heftig angegriffen. Dies war bei Entdeckung und Einführung der "Anti-Baby-Pille" nicht anders als bei "RU486" oder jetzt bei "Viagra".

1980 hatte ein Forscher der französischen Firma Roussell-Uclaf zufällig eine Substanz entdeckt, welche das Schwangerschafts-Hormon "Progesteron" blockiert. Ursprünglich war das Medikament zur Krebstherapie konzipiert, doch bald stellte sich heraus, daß diese Substanz zur medikamentösen Abtreibung eingesetzt werden konnte. In Frankreich kam dieses Präparat RU486 unter dem Namen "Mifepristone" auf den Markt.

Während sich die Aufregung um die empfängnisverhütende Pille des Amerikaners Gregory Pincus längst gelegt hat und über RU486 kaum noch jemand spricht, hat die allgemeine Erregung um die neue Potenzpille "Viagra" einen Höhepunkt erreicht. Über das Internet und diverse Schwarzmärkte hat Viagra längst Europa erreicht. Der Wirkstoff in Viagra, eine Substanz namens "Sildenafil", blockiert ein bestimmtes Enzym im Stoffwechsel und verhilft ermatteten Männern zu neuer Spannkraft. Zusammen mit Herzpräparaten kann es tödlich wirken.

Biologische Nebenwirkungen eines Medikaments und eventuelle Auswirkungen auf die Gesellschaft können oft erst nach Jahrzehnten abgeschätzt werden. Vorschnelle Analysen sind nur vorgetäuschtes Wissen. Ein eher vorsichtiger Umgang mit Medikamenten ist daher stets angezeigt - egal ob bei Antibiotica, Blutdruckmitteln oder Viagra.

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© 1998 Rudolf Öller, Bregenz


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