Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 1998

Die Volksbegeisterung in unsern letzten Freiheitskriegen ward wie die Jungfrau von Orleans unter ihrer eigenen Fahne begraben.
(Wolfgang Menzel)


28. März 2024


zurück Übersicht weiter

SCHATTEN ÜBER DEM DIESEL

Der deutsche Ingenieur Rudolf Diesel (1858-1913) war der Erfinder des nach ihm benannten Dieselmotors. Vor etwas mehr als 100 Jahren erhielt Diesel das Patent für den nach ihm benannten Motor, der mit billigem Treibstoff betrieben werden kann.

Der Dieselmotor unterscheidet sich physikalisch vom Benzinmotor (Ottomotor) dadurch, daß der Verbrennungsvorgang bei konstantem Raum und nicht bei konstantem Druck stattfindet. Dieselmotoren arbeiten auch sonst anders als Benzinmotoren. Beim Ansaugtakt wird nur Luft und kein Kraftstoff durch ein Einlaßventil in den Brennraum gesogen. Beim zweiten Takt wird die Luft sehr stark zusammengepreßt und durch diese Kompression auf über 400 Grad Celsius erhitzt. Am Ende des Verdichtungstaktes wird Diesel in den Brennraum eingespritzt. Der Kraftstoff verbrennt aufgrund der hohen Temperatur der Luft sofort. Dieselmotoren benötigen somit keine Zündkerzen.

Der Wirkungsgrad eines Dieselmotors - das ist die relative Energieausbeute -, ist deutlich höher als der eines Ottomotors und liegt bei den heute eingesetzten Motoren etwas über 40 Prozent. Robuste Funktionsweise, billiger Treibstoff und ein hoher Wirkungsgrad haben den Dieselmotor zu einem Erfolgsmodell werden lassen.

Vor kurzem ist ein Schatten auf diese Maschine gefallen. Beim letzten Pneumologen-Kongreß in Genf hat ein schwedisch-britisches Forscherteam bekanntgegeben, daß Dieselabgase nachweisbar um vieles schädlicher sind als bisher angenommen wurde. Bei gesunden Menschen, die Dieselabgasen ausgesetzt sind, zeigen sich schon nach kurzer Zeit akute Entzündungserscheinungen. Die schwedischen Forscher hatten gesunde Nichtraucher eine Stunde lang Dieselabgasen ausgesetzt, wie sie in Parkhäusern oder im Stoßverkehr gewöhnlich auftreten. Sechs Stunden nach dem Test traten in den Schleimhäuten der Atemwege handfeste Entzündungssymptome auf. Auch den Amerikanern ist der Diesel nicht mehr geheuer. Im August dieses Jahres stufte die Umweltbehörde Kaliforniens die Diesel-Abgase als "Toxic Air Contaminant" (giftiger Luftverseucher) ein.

Es besteht also Gewißheit, daß Dieselabgase zu den Hauptverursachern von Husten, Bronchitis, Asthma und ähnlichen Erkrankungen gezählt werden müssen. Eine Messung der Dieselemissionen ist durch die Erfassung des "Rußkerns", dem sogenannten elementaren Kohlenstoff (EC), möglich. In Wien wurde ein Jahresmittelwert von 14 Millionstel Gramm EC pro Kubikmeter Luft gemessen. In Deutschland gilt seit Juli 1998 ein Jahresmittel-Grenzwert von 8 Millionstel Gramm pro Kubikmeter Luft, wobei die deutschen Umweltminister bereits 1991 eine Senkung des Jahresmittelwertes auf maximal 1,5 empfohlen hatten. Eine Änderung der Denkweise zum Thema Dieselmotor ist somit auch in Österreich unumgänglich geworden.

Raumschiff Erde
Artensterben
Ökologische Steuerreform
Koalitionen der Zukunft

Rachel Carson
Naturschutz
Bild der Wissenschaft

© 1998 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Hermann von Helmholtz
(1821-1894)
war Arzt, Physiologe, Physiker, Philosoph, kurzum ein Universalgelehrter, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er war in der Medizin, in der Physik und in der Biologie zu Hause. Respekt!

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch