Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 1999

Die menschliche Freiheit besteht lediglich darin, dass sich die Menschen ihres Wollens bewußt und der Ursachen, von denen sie bestimmt werden, unbewußt sind.
(Baruch de Spinoza)


29. März 2024


zurück 1999 vorwärts

KURIOSITÄTENKABINETT

Im Alltag verwendete wissenschaftliche Begriffe sind manchmal verwirrend. Warum heißt die lebensnotwendige Komponente der Luft Sauerstoff? Von sauer kann keine Rede sein. Die Bezeichnung stammt noch aus der Zeit, als man den Sauerstoff für den wesentlichen Bestandteil der Säuren hielt. Tatsächlich enthalten Säuren wie etwa Kohlensäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure usw. chemisch gebundenen Sauerstoff. Als man Säuren entdeckte, die keinen Sauerstoff enthalten wie etwa die Salzsäure, war die Bezeichnung bereits gebräuchlich. Der Stickstoff verdankt seinen Namen der erstickenden Wirkung, wenn man ihn ohne Sauerstoff (!) einatmet. Das gilt aber auch für alle anderen Gase. Stickstoff ist nämlich nicht giftig. Immerhin besteht die Luft zu rund 80 Prozent aus Stickstoff.

Walfische sind bekanntlich keine Fische sondern Säugetiere. Die Wale und Delphine sind vor Jahrmillionen aus unbekannten Säugetierarten entstanden und haben sich dem Wasserleben angepasst. Fische haben mit den Walen zwar die Wirbelsäule gemeinsam, ansonsten unterscheiden sie sich in vielerlei Hinsicht. Fische atmen mit Kiemen, haben ein primitiveres Hirn und ein einfach gebautes Herz.

Tintenfische sind ebenfalls keine Fische im zoologischen Sinn. Sie haben nicht einmal eine Wirbelsäule und zählen zum Stamm der Weichtiere. Tintenfische - eigentlich "Kopffüßer" - sind mit den Muscheln und Schnecken verwandt. Ihre Vorfahren, die Ammoniten, haben zeitgleich mit den Sauriern die Meere beherrscht.

Mäuse sind Nagetiere, die sich seit Jahrtausenden in den Vorratskammern der Menschen wohl fühlen. Das kleinste Säugetier der Welt, die Etrusker-Spitzmaus, ist ein Leichtgewicht mit 1,5 Gramm. Sie ist aber keine Maus, sondern ein Insektenfresser und daher mit dem Igel und dem Maulwurf verwandt.

In der Botanik teilt man die Früchte in Gruppen ein. Es gibt Schließfrüchte, Sammelfrüchte, Streufrüchte usw. Beeren sind Schließfrüchte, bei der die Fruchtwand gänzlich saftig-fleischig wird und die meist hartschaligen Samen einschließt. Aus diesem Grund sind auch - wer hätte das gedacht - Bananen, Gurken und Zitrusfrüchte "Beeren". Die Erdbeere ist dagegen gar keine Beere, sondern eine Sammelnussfrucht, und Himbeeren und Brombeeren sind Sammelsteinfrüchte.

Patrick Süskind erwähnt in seinem Roman "Das Parfum" mehrmals die Zecke als sechsbeiniges Insekt. Wer sich jemals die Mühe gemacht hat, die auf den Plakaten zur Zeckenschutzimpfung abgebildeten Tiere genauer zu betrachten, zählt 8 Beine. Zecken sind nämlich keine Insekten sondern Spinnentiere. Der kleine Fehler sei dem großartigen Autor Süskind verziehen.

Joseph Priestley
Hämoglobin

Milchsäure im Oberschenkel
Spektrum der Wissenschaft

© 1999 Rudolf Öller, Bregenz