Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2001

Freiheit ist immer nur Freiheit des anders Denkenden.
(Rosa Luxemburg)


25. April 2024


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FEHLINFORMATIONEN

Fehlinformationen gibt es, seit es das Leben gibt. Treten bei der Weitergabe der Gene von einer Generation zur nächsten Fehler auf, so spricht man von "Mutationen" (lateinisch: Veränderungen). Auch die Sprache der Menschen bietet unzählige Möglichkeiten für fehlerhafte Weitergabe von Informationen. Wer jemals "Stille Post" gespielt hat, weiß, wie so etwas abläuft. Eine Nachricht wird heimlich von Mund zu Ohr weitergereicht, und schon nach wenigen Stationen ist die ursprüngliche Aussage kaum noch zu erkennen. Die Gerüchtebörse in einem Dorf kann durch Abwandlungen "vertraulicher" Nachrichten jede noch so tollkühne Phantasie übertreffen.

In der Wissenschaft läuft es manchmal nicht anders. Wer glaubt, ein wissenschaftlicher Aufsatz in einer Fachzeitschrift enthalte immer eindeutige Aussagen, der irrt. Naturwissenschaftliche Untersuchungen enthalten oft Statistiken, diese aber können nichts beweisen. Statistiken kann man bestenfalls interpretieren.

Ein berühmter Krebsspezialist schrieb in der bei Medizinern bekannten Fachzeitschrift "Cancer" 1992 über das Wachstum von Krebszellen: "Die vorliegenden Daten liefern keinen Hinweis auf beschleunigtes Wachstum, aber sie sind mit der Hypothese eines beschleunigten Wachstums vereinbar." Im Klartext heißt dies, dass die ermittelten Messwerte nichts beweisen. Im "Abstract" (die Zusammenfassung) der Arbeit heißt es dann: "Die vorliegenden Daten stützen die Hypothese eines möglicherweise beschleunigten Wachstums". Der Titel der Arbeit schließlich lautet "Neue Hinweise auf beschleunigtes Wachstum". In einer einzigen Arbeit wächst also ein Nicht-Wissen über ein Vielleicht-Wissen hinauf zu einer Erkenntnis. Es ist nicht bekannt, ob die Arbeit in der Presse mit dem Titel "Durchbruch in der Krebsforschung" vorgestellt wurde. Denkbar wäre es.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde "entdeckt", dass Spinat ungewöhnlich viel Eisen enthält. Eisen ist wichtig für die Bildung der roten Blutkörperchen, daher wurde Spinat für blutbildend gehalten. Dies haben Generationen von Kindern am Mittagstisch zu spüren bekommen. Manche nötigt man heute noch, diese breigewordene Fehlinformation zu schlucken, obwohl der hohe Eisengehalt bereits vor einem halben Jahrhundert als unhaltbar erkannt worden war. Spinat enthält zwar Eisen, aber nicht mehr als anderes Gemüse. Der Fehler war durch ein falsch gesetztes Komma entstanden und jahrzehntelang abgeschrieben worden.

Eugen Roth meinte einmal: "Die Wissenschaft, sie ist und bleibt, was einer ab vom andern schreibt". Nicht alles, was erforscht oder abgeschrieben wird, ist zwangsläufig falsch - aber auch nicht unbedingt richtig.

Blendwerk und Blamage
Der glückliche Sisyphos
Geschwätzigkeit
Betrug in der Wissenschaft
Der Todeshund
Kauderwelsch
Alles ist möglich
Gesponserte Falschmeldungen
Lügen mit Statistik
Geschönte Berichte
Bild der Wissenschaft

© 2001 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Viktor Kaplan
(1876-1934)
erfand die nach ihm benannte axiale Flügelturbine, die heute in den meisten Flusskraftwerken zur Stromerzeugung eingesetzt wird.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch