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19. April 2024


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DIE AKADEMIE DER LUCHSE

Der „Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme“ des italienischen Astronomen und Mathematikers Galileo Galilei zählt zu den großen Werken der wissenschaftlichen Weltliteratur. In diesem 1632 erschienenen Buch beschreibt Galilei ein Streitgespräch zweier Männer über das alte Weltsystem des Aristoteles und Ptolemäus, wonach die Sonne um die ruhende Erde kreist und das neue System des Nikolaus Kopernikus, in dem sich die Erde gemeinsam mit den anderen Planeten um die Sonne bewegt.

Es war damals üblich, dass für jedes Druckwerk die entsprechende Lizenz (Imprimatur) der kirchlichen Behörden eingeholt werden musste. So begab sich Galilei, nach Vollendung seines Dialogs 1630 von Florenz nach Rom, um bei Papst Urban VIII und Niccolò Riccardi, dem Verantwortlichen für die Erteilung der Imprimatur, vorzusprechen. Galileo wollte sein Werk aus Prestigegründen in Rom veröffentlichen. Kurz darauf entschied Galilei, den Dialog doch in Florenz drucken zu lassen, wahrscheinlich, weil in Rom gerade die Pest wütete. Im gleichen Jahr erhielt Galilei vom Inquisitor der Stadt Florenz die notwendige Lizenz. Aufgrund verschiedener Schwierigkeiten konnte der Druck erst 1631 beginnen und im Februar 1632 abgeschlossen werden.

Trotz der Druckerlaubnis für den „Dialog“ sollte dieses Buch zum berüchtigten Prozess gegen Galilei führen, der 1633 in der Kirche der römischen Inquisition, in „Santa Maria sopra Minerva“, stattfand. Galilei wurde damals zu lebenslangem Hausarrest verurteilt.

Im Titel des Buches heißt es im Original „Dialogo di Galileo Galilei Linceo Matematico Sopraordinario dello Studio di Pisa”. Das Wort “Linceo” geht auf die “Accademia dei Lincei” (Akademie der Luchse) zurück. Federico Cesi, ein achtzehnjähriger Fürst aus vornehmer römischer Familie hatte zusammen mit seinen kaum älteren Freunden Francesco Stelluti, Anastasio de Filiis und Giovanni Eck diese Akademie der Luchse gegründet - der Luchs galt als Tier mit einem Blick „in das Innere der Dinge“. Ab 1610 wurden akademische Studiengänge und die Veröffentlichung wissenschaftlicher Werke finanziell unterstützt. Galilei trat als eines der ersten Mitglieder in diesen zunächst dem Okkulten zuneigenden geheimniskrämerischen Bund ein, um sich eine gesellschaftliche und finanzielle Plattform für seine wissenschaftlichen Ambitionen zu schaffen. Die nachfolgende Umgestaltung dieses obskuren Klubs zur weltweit ersten Akademie für moderne Wissenschaften war eine strategische Meisterleistung Galileis. Die Gründung der berühmten Akademie der Luchse im Jahr 1603 jährt sich heuer zum 400. Mal.

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© 2003 Rudolf Öller, Bregenz


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"Theke, Antitheke, Syntheke"
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"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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