Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2004

Die menschliche Freiheit besteht lediglich darin, dass sich die Menschen ihres Wollens bewußt und der Ursachen, von denen sie bestimmt werden, unbewußt sind.
(Baruch de Spinoza)


29. März 2024


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MORBILLI ANTE PORTAS

Die Masern (Morbilli) könnten wiederkommen. Die Fachzeitschrift „Science“ berichtete kürzlich, dass der Anteil der geimpften Kinder in Großbritannien in den letzten Jahren auf 85 Prozent gesunken ist. Gleichzeitig kam es zu mehreren Ausbrüchen der Masern in England und Wales. Vor Einführung der Masernimpfungen in der Mitte des 20. Jahrhunderts starben in Großbritannien jährlich etwa 100 Menschen an dieser Infektionskrankheit.

In den Sechzigerjahren stieg die Zahl der Impfrate bei Kindern an und erreichte in den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts über 90 Prozent. 1988 wurde ein Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln („MMR-Vakzin“) eingeführt. Als in den letzten Jahren ein Gerücht die Runde machte, der neue Impfstoff hätte schlimme Nebenwirkungen und löse bei Kindern sogar Autismus aus, ging die Impfrate zurück. Viele Eltern ließen ihre Kinder auch dann nicht mehr impfen, als sich die Horrormeldungen nachweislich als falsch herausgestellt hatten.

Der Rückgang der Impfrate hat Mediziner und Biologen veranlasst, die Zahlen der Maserninfektionen unter die Lupe zu nehmen. Die wichtigste Kennzahl einer ansteckenden Krankheit ist die Reproduktionszahl. Sie gibt an, wie viele gesunde Menschen im Durchschnitt von einem Erkrankten angesteckt werden. Ist die Zahl kleiner als 1, geht die Krankheit zurück. Ist sie größer als 1, entwickelt sich eine Epidemie.

Die Berechnung der Reproduktionszahlen ergab für die Jahre 1995 bis 1998 den Wert 0,47. Von 1999 bis 2002 war ein Anstieg auf 0,82 zu beobachten. Die letzten ermittelten Zahlen deuten darauf hin, dass die Reproduktionszahl kurz vor der Kippkante von 1,0 steht. Die Autoren der Science-Studie kommen zum Schluss, dass der Rückgang der Masern-Impfrate in Großbritannien in Kürze zu einer Epidemie führen könnte.

Impfgegner arbeiten mit Argumenten, die sich bei näherer Betrachtung als Irrtum herausstellen. So wird etwa behauptet, dass bei einer Epidemie mehr Geimpfte als Ungeimpfte erkranken. Nehmen wir an, in einem Dorf leben 1.000 Einwohner, von denen 30 Menschen nicht geimpft sind. (Impfrate 97%). Es wird eine Infektionskrankheit eingeschleppt, worauf die 30 Ungeimpften erkranken. Da der Impfstoff eine Erfolgsquote von etwa 95% hat, sind rund 50 der Geimpften nicht immun und erkranken ebenfalls. Somit gibt es in dem Dorf 30 Kranke unter den Ungeimpften, aber 50 Kranke unter den Geimpften. Ohne Impfung wären aber mehrere Hundert Menschen erkrankt. Impfgegner benützen also richtige Zahlen, deuten diese aber mangels an statistischen Kenntnissen völlig falsch.

Die Seuchen kommen
Seuchen
Die Entdeckung von Aids
Die vergessene Epidemie
Vakzination
Masermythos

© 2004 Rudolf Öller, Bregenz


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