Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2004

Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.
(Otto von Bismarck)


19. April 2024


zurück Übersicht weiter

CANNABIS

Ende Juni schrieb das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“: „Immer mehr Jugendliche und sogar Kinder rauchen Cannabis - bis zum Totalabsturz. Seit hochgezüchtetes Power-Kraut geraucht wird, steigt die Zahl von Schwerstabhängigen mit lebenslangen Psychoschäden.“

Cannabis, dessen Anwendung bereits 2737 v. Chr. in China erstmals beschrieben wurde, hat seit den Sechzigerjahren eine weltweite Verbreitung erfahren und steht in der Hitliste der illegalen Drogen an erster Stelle. In den USA ist sogar von einer „Marihuana-Epidemie“ die Rede.

Cannaboide sind eine Mischung psychisch aktiver Substanzen, welche aus der Hanfpflanze (Cannabis sativa) gewonnen werden. Der hauptsächliche Bestandteil ist Delta-9-tetrahydrocannabiol, kurz THC genannt. Marihuana mit einem THC-Gehalt von 0,5 bis 5% wird aus getrockneten Blütenspitzen und Blättern, Haschisch (THC-Gehalt 2 bis 20%) aus getrocknetem Cannabisharz sowie gepressten Blüten hergestellt. THC reichert sich im Fettgewebe an, die Abbauhalbzeit beträgt dort 7 Tage. Oft ist THC noch wochenlang im Körper nachweisbar. THC dockt im Nervensystem an Cannaboidrezeptoren an, die im ganzen Körper, insbesondere aber im Zentralnervensystem, zu finden sind.

Cannabis ist - dosisabhängig - psychisch und körperlich hochwirksam. Als psychische Wirkungen sind nachweisbar: Euphorie und Entspannung, verzerrte Zeitwahrnehmung, Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses und der Konzentration, Störungen motorischer Fähigkeiten sowie deutliche Einschränkung der Reaktionszeit und der Fähigkeit für komplexe Tätigkeiten. Cannabis rauchende Schüler „verblöden“ allmählich und allgemein erkennbar. Die unangenehmsten Nebenwirkungen sind Angst- und Panikattacken. Auch körperliche Wirkungen sind bekannt: Steigender Blutdruck, höhere Herzfrequenz, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Zittern.

Eine schwedische Langzeitstudie zeigte ein erhöhtes Risiko des vorzeitigen Todes bei Cannabis konsumierenden jungen Männern, wobei Tod durch Unfall und Gewalt vorrangig sind. Systematische Tierversuche - diese verbieten sich bei Menschen - verheißen nichts Gutes. Die chronische Zufuhr von Cannabis verringert die Testosteronproduktion, verschlechtert die Spermienqualität, reduziert das Geburtsgewicht der Nachkommen und schwächt das Immunsystem gegenüber Infektionen.

Die vielfältigen Wirkungen von Cannabis lassen vermuten, dass im Rahmen einer vorsichtigen medizinischen Anwendung eines Tages ein gezielter Einsatz möglich sein könnte. Solange man die geradezu katastrophalen Nebenwirkungen aber nicht im Griff hat, bleibt jeder Ruf nach „Freigabe“ verantwortungslos.

Sommerserie 2004: Drogen
Science online

Skeptiker

© 2004 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Guglielmo Marconi
(1974-1937)
hat mit seiner drahtlosen Nachrichtenübermittlung dafür gesorgt, dass wir uns heute vom Nachrichtenschrott in Radio und TV belästigt fühlen dürfen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch