Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

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Frei bist du, wo man dich nicht liebt.
(Elias Canetti)


18. April 2024


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BEWEGLICHE FESTE


Alle haben es bemerkt. Ostern fällt in diesem Jahr auf einen besonders frühen Zeitpunkt. Dieses bewegliche Kirchenfest zieht terminlich auch andere Feste mit sich. So dürfen sich Katholiken und Sozialisten in diesem Jahr darauf freuen, das bewegliche Fest Christi Himmelfahrt und den unbeweglichen 1. Mai gemeinsam zu feiern. Immer wieder taucht die Frage auf, was die Ursache für diese Terminschwankungen ist. Der Grund liegt darin, dass niemand weiß, wann Jesus von Nazareth am Kreuz hingerichtet wurde. Die Evangelisten haben zwar das jüdische Pessachfest erwähnt, die Angabe des Jahres aber vergessen. Aus diesem Grund konnte die Kirche den Ostertermin nicht genau festlegen, die Bischöfe waren gezwungen, das Osterfest aus dem jüdischen Pessachfest (auch: Passahfest) abzuleiten, das am ersten Frühlingsvollmond beginnt. Da im jüdischen Kalender der Frühlingsbeginn nicht genau definiert und – wie erwähnt – das Todesjahr des Jesus von Nazareth nicht bekannt ist, hat sich das erste Konzil der Christenheit in Nicäa im Jahr 325 bemüht, eine allgemein akzeptable Regel zu finden. Der damals gefasste Beschluss beruht auf dem julianischen Kalender und gilt - mit einer kleinen Abänderung durch Papst Gregor XIII - noch heute.

Das Osterfest wird am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Die Tag- und Nachtgleiche als Frühlingsbeginn wurde von den Konzilsbischöfen auf den 21. März gelegt. Es hätte auch jeder andere Tag sein können, aber dieser Konzilsbeschluss wurde damals so gefasst und nie geändert. Wenn man alle Möglichkeiten durchrechnet, so ergibt sich als frühester Ostertermin der 22. März und als spätester der 25. April. Zufälligerweise liegen die Ostersonntage 2008 und 2011 nahe an diesen Extremterminen. In drei Jahren wird der Aschermittwoch im März liegen, Ostern wird auf den 24. April fallen.

Die Beweglichkeit des Osterfestes ist die Folge einer Wissenslücke. Manche Zeitgenossen glauben irrtümlicherweise, dass eine Wissenschaft nur dann als solche bezeichnet werden darf, wenn sie wiederholbare Experimente vorweisen kann. Das wäre aber zu einfach, denn in diesem Fall könnte man die Geschichte nicht als Wissenschaft betreiben. Weder das Leben von Julius Caesar noch das von Jesus oder einer anderen Person sind wiederholbar. Heute gelten erweiterte Kriterien. Wir sollten die Gewissheit akzeptieren, dass keine Wissenschaft der Welt alle Fragen wird lösen können. Wir können Erklärungen für Naturvorgänge entwickeln, und in diesen Bereichen sind Biologie, Chemie und Physik äußerst erfolgreich. Wir können aber niemals alles endgültig wissen, und das gilt auch und ganz besonders für die Geschichtswissenschaften und die Theologie.




© 2008 Rudolf Öller, Bregenz


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Robert Andrews Millikan
(1868-1953)
hatte die scheinbar verrückte Idee, Öltröpfchen in einem elektrischen Feld schweben zu lassen und vermaß damit erstmals die elektrische Elementarladung.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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