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18. April 2024


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NOBELPREIS 2008: MEDIZIN


Der Nobelpreis für Medizin und Physiologie ging in diesem Jahr an drei Virenforscher, den deutschen Fachmann für Papillomaviren, Harald zur Hausen und die französischen Entdecker des HIV, Luc Montagnier und Francoise Barré-Sinoussi.

Lange bevor die Papillomaviren als Ursache für den Gebärmutterhalskrebs identifiziert worden waren, ahnten die Mediziner, dass es sich um einen sexuell übertragbaren Auslöser handeln müsse. Zunächst hatte man Herpesviren in Verdacht, doch ein Beweis konnte nie erbracht werden. Harald zur Hausen konzentrierte sich auf die Human-Papillomaviren (HPV). Die Suche erwies sich als schwierig, weil es viele Virenvarianten gibt. Nach und nach isolierte Professor zur Hausen verschiedene HPV-Typen, darunter 1981 die erste Variante, die den Genitaltrakt befällt. Der Nachweis für den Zusammenhang zwischen Viren und Gebärmutterhalskrebs gelang 1983. Der Erreger bekam die Seriennummer HPV16. Dieses Virus lässt sich in der Hälfte aller Biopsien aus Gebärmutterhalstumoren nachweisen. Als es schließlich gelang, die Variante HPV18 aus Tumorgewebe zu isolieren, hatte zur Hausen die beiden wichtigsten krebserregenden HPV-Typen gefunden. Die Isolierung der Viren führte schließlich zur Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes.

Wesentlich bedrohlicher als die Papillomaviren sind die Aids-Viren mit all ihren Varianten. Das HI-Virus ändert seine Oberfläche ununterbrochen. Es ist molekularbiologisch so schwer zu fassen, dass es bis heute weder ein Heilmittel noch einen Impfstoff gibt. Wenn Viren gemeinhin als „genetische Piraten“ bezeichnet werden, so kann man HI-Viren als „genetische Terroristen“ bezeichnen. Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier hatten sehr früh nach dem Verursacher einer 1981 erstmals auftretenden Seuche zu suchen begonnen. Sie betraf fast ausschließlich junge Männer, die verschiedene, für diese Altersgruppe völlig untypische, tödliche Symptome entwickelten. Das „US Center for Disease Control“ fasste diese Fälle unter dem Namen "Acquired Immune Deficiency Syndrome" (Aids) zusammen. Bereits 1982 galt Aids als weltumspannende Epidemie.

Einer Forschergruppe unter Barré-Sinoussi und Montagnier am Institut Pasteur in Paris gelang es, in Lymphknoten von Patienten das Enzym „Reverse Transkriptase“ zu isolieren, was auf so genannte Retroviren hindeutete. Elektronenmikroskopische Befunde zeigten zudem winzige Partikel – nur etwa 100 millionstel Millimeter klein. Diese Gebilde konnten Zellen im Labor infizieren, außerdem reagierten sie mit Antikörpern, die aus dem Blutserum von Aids-Patienten gewonnen worden waren. Damit war erstmals der nobelpreiswürdige Nachweis von HIV gelungen.




© 2008 Rudolf Öller, Bregenz


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