Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2009

Die menschliche Freiheit besteht lediglich darin, dass sich die Menschen ihres Wollens bewußt und der Ursachen, von denen sie bestimmt werden, unbewußt sind.
(Baruch de Spinoza)


29. März 2024


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GALILEIS MITTELFINGER


Auf Vorschlag der Internationalen Astronomischen Union ist das Jahr 2009 zum Jahr der Astronomie erklärt worden. Vor vierhundert Jahren war das Teleskop erstmals für astronomisch-wissenschaftliche Zwecke eingesetzt worden. Der aus Pisa stammende italienische Gelehrte Galileo Galilei (1564-1642) hatte sich nicht mit dem Lesen alter Schriften begnügt, er war überzeugt, Naturgesetze mittels ausgeklügelter Experimente ergründen zu können. Er ließ Pendel schwingen und Kugeln schiefe Ebenen hinabrollen. 1609 blickte er durch ein Fernrohr und sah unglaubliche Dinge. Der Mond hat so wie unsere Erde Gebirge und Ebenen. Es gibt Monde, die nicht nur um die Erde kreisen, wie man damals glaubte, sondern auch um den Planeten Jupiter. Die angeblich makellose Sonne zeigt Flecken, die auftauchen und verschwinden wie Pickel auf dem Gesicht eines Teenagers.

Galilei hatte eine Methode entwickelt, der Natur Geheimnisse zu entlocken. 1603 trat Galilei als eines der ersten Mitglieder der „Akademie der Luchse“ bei, die er von einem esoterischen Verein in eine wissenschaftliche Bildungsstätte umformte. Diese Vorgänge konnten den Dominikanern, die damals die Inquisition betrieben, nicht verborgen bleiben. Sie begannen gegen ihn zu ermitteln, hatten aber nichts Brauchbares in der Hand. Ein Kardinal begnügte sich 1616 mit der freundlichen Ermahnung, die Bewegung der Erde um die Sonne nicht als prüfbare Theorie sondern nur als Hypothese zu benutzen. Der große Krach begann, als 1632 Galileis Buch „Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme“ erschien. Das Werk wurde als Attacke auf das Wahrheitsmonopol des Papstes gesehen. Galilei reiste nach Rom, um sein Werk zu verteidigen. Prompt wurde er verhört, und drei Theologen schrieben ein Gutachten. Darin hieß es ua: „Galilei hat eine Anordnung … nicht befolgt und den 'Dialogo' nicht auf Latein sondern auf italienisch geschrieben, um das unwissende Volk zu verführen, bei dem sich der Irrtum leichter festsetzt.“

Galileo, der Begründer der modernen Wissenschaft war fraglos kein trockener Gelehrter. In seinen Notizen findet sich der Satz: „Die Mathematik dient dazu, die Schwachköpfe abzumessen, die Trottel zu wiegen und die einen wie die anderen zu nummerieren.“

1633 hat ein Inquisitionsgericht Galilei wegen Ketzerei verurteilt. Galileis rechter Mittelfinger war nach dessen Tod abgenommen worden und befindet sich heute im Museum der Wissenschaft in Florenz. Was er provokant verkündet, hat Bertold Brecht in seinem Werk „Das Leben des Galilei“ zusammengefasst: „Die alte Zeit ist herum, und es ist eine neue Zeit. … Das Weltall hat über Nacht seinen Mittelpunkt verloren, und am Morgen hatte es deren unzählige.“




© 2009 Rudolf Öller, Bregenz


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Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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