Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2009

Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.
(Otto von Bismarck)


19. April 2024


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SCHULVERSAGER


Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu, die Schulnoten sind eingetragen und die Landesschulräte werden mit Noteneinsprüchen zugedeckt. Die Vorzugsschüler är-gern sich vielleicht über ein einzelnes Befriedigend auf ihrer ansonsten weißen Zeugnisweste, andere trösten sich mit der Gewissheit, dass ein Genügend das Sehr gut des kleinen Mannes ist.

Manche beruhigen sich mit Geschichten kluger Köpfe, die angeblich Schulversager waren. Das beliebteste Opfer ist Albert Einstein. Er redete als Kind so selten, dass ihn das Kindermädchen nur „den Depperten“ nannte. Seine Freunde nannten ihn „Bruder Langweil“. Einstein selbst sagte einmal über sich: „Übrigens weiß ich ganz genau, dass ich selbst gar keine besondere Begabung habe. Neugier, Besessenheit und eine sture Ausdauer, verbunden mit Selbstkritik, haben mich zu meinen Gedanken gebracht.“ Die Geschichten vom schlechten Schüler Einstein werden gerne erzählt, sind jedoch allesamt frei erfunden. Einstein versuchte im Alter von 16 Jahren eine Aufnahmsprüfung an der Schweizerischen Eidgenössischen Polytechnischen Schule und fiel durch, weil er zu jung war. Daraufhin wurde ihm empfohlen, die Matura zu machen, was er an der Kantonsschule in Aarau problemlos schaffte. Einstein schimpfte ein Leben lang über den Drill an deutschen Schulen und lobte die Schulen der Schweiz. Als schon zu Einsteins Lebzeiten Gerüchte auftauchten, wonach er ein schlechter Schüler gewesen sei, veröffentlichte sein ehemaliger Direktor in München Einsteins Noten. Es waren ausnahmslos gute Noten. Die falsche Legende vom Sitzenbleiber Einstein lebt trotzdem weiter.

Einsteins Verdruss mit der Schule lag darin, dass er sich in Deutschland nicht wohl fühlte. Wissenschaftlich sorgfältig durchgeführte Untersuchungen zeigen auch heute, dass nicht unser Schulsystem krankt, sondern dass zu viele Schüler in den falschen Schulen sitzen. Nicht jeder ist für einen Handwerksberuf, nicht jeder für einen Kunstberuf, nicht jeder für eine Matura oder einen wissenschaftlichen Beruf geeignet. Auch der beste Förderunterricht kann fehlende Begabung nicht ausgleichen.

Winston Churchill, George Bernhard Shaw, Franz Kafka, Robert Musil, Hermann Hesse – sie alle litten unter den falschen Schulen und wären fast verzweifelt. Ein durchlässiges Schulsystem mit unterschiedlichen Begabungs- und Leistungskriterien ist daher besser als eine uniforme „gemeinsame Schule“. Echte Schulversager sind nur diejenigen, die an mehreren Schulen scheitern, wie Adolf Hitler. Nach einer Odyssee durch etliche oberösterreichische Schulen enthielt sein letztes Zeugnis in der 4. Klasse des Gymnasiums Steyr siebenmal die Note Nicht genügend.




© 2009 Rudolf Öller, Bregenz


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Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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