Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2010

Die Volksbegeisterung in unsern letzten Freiheitskriegen ward wie die Jungfrau von Orleans unter ihrer eigenen Fahne begraben.
(Wolfgang Menzel)


28. März 2024


zurück Übersicht weiter

STAATLICHE STEINBEILE


Die Frage, wie stark sich der Staat in die Angelegenheiten seiner Bürger einmischen soll, ist uralt. Bekanntlich gibt es in fast allen Gesellschaften verschiedene Strömungen, an deren Rändern sich radikale Ansichten finden. Am rechten Rand ist man der Meinung, dass der Staat die Bürger in erster Linie vor Bedrohungen - möglicht bis an die Zähne bewaffnet - beschützen muss. Auf der linken Seite träumen Utopisten davon, dass alle Bürger die gleiche Bildung erhalten und gleich viel bzw. wenig Geld verdienen sollen. Man mag zu der Frage stehen wie man will, aber eines ist klar. Je stärker sich der Staat in die Wissenschaften einmischt, desto schlechter ist das für jegliche Innovation. Ausnahmen bestätigen die Regel: Die erste Atombombe wurde in den USA auf Befehl des Präsidenten gebaut.

Lewis Selye, ein Mitglied des US-Repräsentantenhauses, beschwerte sich 1868 über das „Smithsonian Institute“ - immerhin eines der erfolgreichsten Wissenschaftsinstitute der Welt: „Mir ist es genug, dass es alle Leute krank macht, diese Institution zu besuchen. Niemand kann irgendeinen Nutzen von ihr erwarten.“ Den Vogel abgeschossen hat 1901 US-Senator Simon Cameron: „Ich bin der ganzen Sache, die hier Wissenschaft genannt wird, müde … es wird Zeit, dass dies ein Ende nimmt.“

Der große britische Physiker und Nobelpreisträger Joseph John Thomson beklagte 1916 in einer Ansprache die mangelnde Effizienz staatlicher Stellen. Thomson meinte beispielsweise, dass Entdeckungen wie die Röntgenstrahlen nur aus einer Privatinitiative kommen konnten. Beamte, die Thomsons Labor besucht hatten, in dem immerhin das Elektron entdeckt worden war, gaben ihm mehrfach den Rat, sich lieber mit nützlichen Dingen zu beschäftigen. Thomsons Sohn George, ebenfalls ein Nobelpreisträger, zitierte später seinen Vater: „Hätten Regierungslaboratorien bereits in der Steinzeit gearbeitet, wir hätten wunderbare Steinbeile, niemand hätte jedoch die Metalle entdeckt.“

Die deutsche V2-Rakete ging aus militärischen Gründen in Massenproduktion. Die Idee zum Bau der Rakete und die Konstruktionspläne stammten allerdings vom Raketenpionier Wernher von Braun, der ein Leben lang nur die Weltraumforschung im Auge hatte.

Zurück zur oben erwähnten Atombombe: Staatliche Beamte und hohe Offiziere hatten Präsident Truman mehrfach vor dem Bau gewarnt, denn das sei nichts als Geldverschwendung. Hätte Truman auf sie gehört, die Atombombe wäre nie gebaut worden. Adolf Hitler hat seinem Wissenschaftsberater Philipp Lenard vertraut. Dieser hatte gemeint, Atomphysik sei minderwertige Judenphysik, eine Atombombe würde nie funktionieren.




© 2010 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Hermann von Helmholtz
(1821-1894)
war Arzt, Physiologe, Physiker, Philosoph, kurzum ein Universalgelehrter, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er war in der Medizin, in der Physik und in der Biologie zu Hause. Respekt!

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch