Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2010

Die Volksbegeisterung in unsern letzten Freiheitskriegen ward wie die Jungfrau von Orleans unter ihrer eigenen Fahne begraben.
(Wolfgang Menzel)


28. März 2024


zurück Übersicht weiter

PRÜFUNGSTECHNIKEN


Es wurde an dieser Stelle schon öfter darauf hingewiesen, dass Wissenschaftler nicht selten schräge Typen sind, die sogar närrische Zeitschriften herausgeben, wie etwa das „Journal of Irreproducible Results“. Aber auch seriöse Publikationen erlauben sich gelegentlich die eine oder andere Albernheit, die von humorlosen Lesern nicht immer verstanden werden. Eine dieser Blödeleien betrifft Abschlussexamen, die vor Jahren in den „Proceedings of the Institute of Radio Engineers“ - eine Fachzeitschrift für Nachrichtentechnik - veröffentlicht wurden. Gewissenhafte Pädagogen mögen ihre Prüfungstechniken mit Hilfe der folgenden Liste kontrollieren:

(1) Geben Sie die schwierigste Aufgabe zuerst, denn wenn diese hinreichend kompliziert ist, wird der Kandidat zu verwirrt sein, um nachfolgende Fragen beantworten zu können.
(2) Wenn Sie sich an den Prüfling wenden, seien Sie reserviert und streng. Im Gegensatz dazu unterhalten Sie sich fröhlich mit den anderen Prüfern. Ein wirkungsvolles Mittel ist es, zu den anderen Prüfern ironische Bemerkungen über die Antworten des Kandidaten zu machen.
(3) Lassen Sie jede Frage auf Ihre Weise beantworten, besonders wenn es nur für Eingeweihte verständlich ist. Geben Sie bei jeder Frage Einschränkungen an. Die Idee ist, ein einfaches Problem zu komplizieren.
(4) Jagen Sie den Kandidaten, wenn möglich, in einen trivialen Fehler und lassen Sie Ihn darüber lange rätseln. Gerade dann, wenn der Kandidat seinen Irrtum erkennt, jedoch bevor er die Möglichkeit hat, seinen Irrtum zu erklären, verbessern sie ihn mit schroffen Worten. Dies benötigt ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen, was durch Übung jedoch erlangt werden kann.
(5) Wenn sich der Prüfling in der Klemme befindet, führen Sie ihn nicht heraus. Seufzen sie laut hörbar und wechseln sie das Thema!
(6) Stellen Sie unfreundliche Zwischenfragen wie etwa „Haben Sie das nicht in der Volksschule gelernt?“
(7) Lassen Sie den Kandidaten nie Fragen zur Klärung stellen. Was Sie hören wollen sind keine Fragen, sondern Antworten.
(8) Fragen Sie alle paar Minuten, ob er etwa nervös sei.
(9) Tragen Sie Sonnenbrillen, das entnervt.
(10) Setzen Sie sich und die anderen Prüfer so, dass der Prüfling nicht alle gleichzeitig sehen kann. Dies ermöglicht es, ihn in ein rotierendes Kreuzverhör zu verwickeln. Warten Sie, bis sich der Kandidat von ihnen abwendet, dann stellen Sie eine Zwischenfrage. Bei geeigneter Koordination der Prüfer ist es so möglich, den Prüfling ein paar Drehungen machen zu lassen, was ihn völlig verwirren wird.

Wir haben jetzt Fasching, und obige Anweisungen entbehren daher glücklicherweise jeder Grundlage.




© 2010 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Hermann von Helmholtz
(1821-1894)
war Arzt, Physiologe, Physiker, Philosoph, kurzum ein Universalgelehrter, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er war in der Medizin, in der Physik und in der Biologie zu Hause. Respekt!

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch