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(Scientific Medley)

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Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.
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19. April 2024


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MOUNT St. HELENS


Nur ein Prozent der Erdmasse hat eine Temperatur von unter tausend Grad Celsius. Unser Leben ist ein Tanz auf einem großen Hochofen mit einer dünnen Außenhaut. In dieser Haut gibt es Risse, in denen hie und da heiße Lava aufsteigt und nach außen dringt. Im Grunde ein völlig normaler Vorgang, der zunächst Leben zerstört, durch mineralreiche Asche aber langfristig neues Leben ermöglicht.

Vor dreißig Jahren, am 18. Mai 1980 brach der Mount St. Helens im Nordwesten der USA aus. Dieser Vulkan ist Teil des „Ring of fire“, einer sehr aktiven und somit tödlichen Vulkankette rund um den pazifischen Ozean. Der Mount St. Helens bildet mit zwei anderen Vulkanen, dem Mount Adams und dem Mount Hood, ein atemberaubendes Panorama. Hundertzwanzig Jahre hatte der Vulkan in einem Dornröschenschlaf verbracht, dann erwachte er. Ende März 1980 kam es zu kleineren Explosionen im Krater. Anfang April zeigten mehrere Beben das Aufsteigen des Magmas an, an der Nordflanke bildete sich in kurzer Zeit eine hundert Meter hohe Beule. Die gesamte Region wurde abgesperrt, denn die Geologen wussten, was nun kommen würde. Der deutsche Geologe Gerhard Wörner von der Universität Göttingen, der sich damals als Student in der Region aufhielt, erinnert sich an die Worte eines amerikanischen Kollegen: „Wir sitzen auf einem Pulverfass, und die Lunte brennt, aber wir wissen nicht, wie lang die Lunte ist“.

Wörner flog mit Kollegen aus der Region weg, der junge Vulkanologe David Johnston wurde in einer Beobachtungsstation zurückgelassen, die nur zehn Meilen vom Vulkan entfernt lag. Als Wörner am 18. Mai zufällig auf den Seismographen blickte, „spielte der völlig verrückt. Diese Ausschläge des Erdbebenmessgeräts gingen von einer Seite des Papiers auf die andere Seite des Papiers.“ Es war soweit. Mit der Gewalt von mehreren Zigtausend Hiroschimabomben wurde der halbe Berg weggesprengt. Die Landschaft veränderte sich völlig. Anstelle des Gipfels des Vulkans gähnte ein tausend Meter tiefes Loch. In einer Region von über fünfhundert Quadratkilometern gab es nur Verwüstungen. Da der Ausbruch an einem Sonntagmorgen geschah, gab es nur wenige Opfer.

David Johnston war der erste, der die beginnende Eruption mit den Worten "Vancouver! Vancouver! This is it!" per Funk meldete. Kurz darauf wurde er von einer Druckwelle aus fünfhundert Grad heißer vulkanischer Asche weggefegt. Seine Leiche wurde nie gefunden.

Der Vesuv ist einer der gefährlichsten Vulkane. Sein nächster Ausbruch ist überfällig. Wenn er explodiert, und das wird mit Sicherheit geschehen, wird es nicht sechzig Tote geben, wie beim Mount St. Helens, sondern eine Million.




© 2010 Rudolf Öller, Bregenz


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Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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