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Die menschliche Freiheit besteht lediglich darin, dass sich die Menschen ihres Wollens bewußt und der Ursachen, von denen sie bestimmt werden, unbewußt sind.
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29. März 2024


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FRANZÖSISCHE REVOLUTION [3 von 3] Der Meter


Es ist für uns heute selbstverständlich, dass Meter und Kilogramm weltweit verwendet werden, doch das war nicht immer so. Bei den Ägyptern wurden schon im 2. Jahrtausend vor Christus die Handbreite, der Fuß und die Elle als Längeneinheiten verwendet. Die Vergleichseinheiten wurden in Tempeln aufbewahrt. Die Griechen übernahmen die Maße der Ägypter und erfanden das „Stadion“, ein Längenmaß für große Entfernungen. Die Römer verwendeten stattdessen das „milia passum“, die spätere Meile. Die Messung erfolgte mit einfachen Räderzählwerken.

Karl der Große legte seine Schuhgröße als Längenmaß fest, so entstand der europäische „Fuß“. Einzelne Fürsten änderten willkürlich die vom Kaiser festgelegten Maße. Dies geschah hauptsächlich, um Preissteigerungen zu verstecken. An der Mauer des Stefansdoms neben dem Riesentor sind noch heute die zwei Wiener Ellen (77,8 cm und 69,5 cm) zu sehen, sie waren die Längenmaße im Großraum Wien. Später entstanden das „Yard“ (91,44 cm) und das „Zoll“, auch „inch“ genannt zu 2,5 cm. Unsere Bildschirme und Computerfestplatten werden heute noch in Zoll gemessen, da die eigensinnigen Amerikaner beim metrischen System immer noch nicht mitmachen.

Das erste genaue Maßsystem entstand unter der fortschrittlichen Monarchin Maria Theresia. Sie erließ – weltweit erstmalig – ein Gesetz zur Vereinheitlichung der Maßeinheiten. Nur Waren, deren Maße „zimetiert“ (geeicht) waren, durften gehandelt werden.

Im 18. Jahrhundert entstand in Frankreich die Idee, ein neues Längenmaß zu bestimmen und international zu bewerben. Ludwig XVI von Frankreich unterzeich-nete ein Dekret, wonach das neue Längenmaß „Meter“ der zehnmillionste Teil des Erdmeridianquadranten sein sollte. Einfacher ausgedrückt: Der Meter sollte der vierzigmillionste Teil des Erdumfangs sein. Die Vermessungsarbeiten begannen 1792 mitten in den Revolutionswirren. 1795 wurden die Arbeiten eingestellt, der Meter wurde ungefähr nach dem Meridian festgelegt. Es entstand der erste Urmeter, in der Folge auch das Urkilogramm. Allmählich erkannten andere Länder die Vorteile eines einheitlichen Systems. 1871 wurde in Österreich das metrische System als Nachfolge des theresianischen eingeführt. Der österreichische Prototyp des Meters war ein Stab aus Bergkristall. Als Katharina Prato in ihrem europaweit populären Kochbuch „Die süddeutsche Küche“ die Angaben erstmals in Zentimeter, Gramm und Kilogramm machte, setzte sich das neue Maßsystem rasch durch.

Am 20. Mai 1875 unterzeichneten 17 Staaten, darunter Österreich-Ungarn, die „internationale Meterkonvention“. Meter und Kilogramm sind somit die konkretesten und nachhaltigsten Folgen der französischen Revolution.




© 2011 Rudolf Öller, Bregenz


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Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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