Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2011

Die Volksbegeisterung in unsern letzten Freiheitskriegen ward wie die Jungfrau von Orleans unter ihrer eigenen Fahne begraben.
(Wolfgang Menzel)


28. März 2024


zurück Übersicht weiter

E = mc2: PHILOSOPHISCHE FRAGEN


Einsteins spezielle Relativitätstheorie mit ihrer berühmten Formel gefällt immer noch nicht allen Zeitgenossen, obwohl sie weder aus der Technik noch aus den Naturwissenschaften wegzudenken ist. Der Grund ist einfach: Die Relativitätstheorie widerspricht radikal dem so genannten Hausverstand. Dieser sagt uns, dass 1 + 1 + 1 + 1 gleich 4 ist. Im Atomkern gilt diese Regel aber nicht. Wie vor einigen Wochen hier gezeigt, gilt bei der Fusion von Wasserstoff- zu Heliumatomkernen die Regel 1 + 1 + 1 + 1 ist gleich 3,94. Der Schwund an Masse wird in Energie verwandelt. Deshalb leuchtet die Sonne und deshalb funktionieren Atombomben.

Gegner der Relativitätstheorie, in der Regel sind es Anhänger einer verblichenen „deutschen Physik“, die vor über achtzig Jahren ein schwacher Gegenentwurf zur vermeintlich „jüdische Physik“ war, behelfen sich mit der bescheidenen Feststellung, dass es sich eben „nur um eine Theorie“ handelt. Es wird dabei übersehen, dass Theorien in Worte und Formeln gegossene Sammlungen überprüfter Tatsachen sind. Weder die Hochenergiephysik noch das Satellitennavigationssystem GPS funktionierten, wenn die Aussagen der Relativitätstheorie falsch wären. Die Formel E = mc² als Teil der Relativitätstheorie deutet den Massendefekt im System der Elemente, sie erklärt die Atomenergie sowie die Kernfusion in unserer Sonne und allen anderen Sternen, und sie beschreibt die Entstehung von Materie aus der Energie des Urknalls.

E = mc² sagt auch etwas über uns aus. Da deren Richtigkeit und Bedeutung heute außer Streit stehen, die Formel sich aber unserem Grundverständnis von der Natur entzieht, mussten sich die Philosophen und Biologen des zwanzigsten Jahrhunderts etwas einfallen lassen. Es kamen auch noch andere Theorien dazu, die großes Kopfzerbrechen bereiten, wie etwa das Bohrsche Atommodell, das wir zwar mathematisch, nicht aber begrifflich beschreiben können. Die in den Lehrbüchern erwähnten „Schalen“ der Atomhüllen gibt es in Wahrheit nicht, es sind abstrakte Begriffe. Aus all diesen Gründen entwickelten moderne Biologen und Philosophen das Modell der „evolutionären Erkenntnistheorie“, das erklärt, warum wir uns in der Welt zurechtfinden, diese aber nicht restlos verstehen können. Auch die Kirche musste einen längst überfälligen Schwenk in Richtung Moderne machen und sich öffnen. Der Präsident der päpstlichen Akademie der Wissenschaften, der Genetiker und Nobelpreisträger Werner Arber, ist kein Katholik, trotzdem hört der Papst auf ihn.
 

Lesern, die mehr wissen wollen, sei ein kleines informatives  Buch empfohlen. David Bodanis: „Bis Einstein kam“, Fischer Taschenbuch.




© 2011 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Hermann von Helmholtz
(1821-1894)
war Arzt, Physiologe, Physiker, Philosoph, kurzum ein Universalgelehrter, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er war in der Medizin, in der Physik und in der Biologie zu Hause. Respekt!

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch