Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2012

Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.
(Otto von Bismarck)


19. April 2024


zurück Übersicht weiter

ZWILLINGE


Eineiige Zwillinge sind aus einer Eizelle entstanden, sie sind sich daher sehr ähnlich. Zweieiige Zwillinge sind, so wie alle anderen Geschwister, aus zwei Eizellen entstanden. Sie können wegen der statistisch zufälligen Verteilung der Gene Ähnlichkeiten von null bis hundert Prozent aufweisen. Diese Grenzwerte werden natürlich nie völlig erreicht, aber es erklärt, warum Geschwister sich manchmal sehr ähnlich, ein andermal aber völlig verschieden sind. Die Champions der Ähnlichkeit sind jedenfalls die Ein-Ei-Zwillinge.

Vor dreißig Jahren wollte Professor Tom Bouchard von der University of Minnesota wissen, wie weit die Ähnlichkeiten gehen. Er fahndete nach eineiigen Zwillingen, die getrennt aufgewachsen waren und untersuchte sie. Einige Fälle gingen durch die Weltpresse, wie beispielsweise Jim Springer und Jim Lewis. Sie wurden 1939 in Piqua (Ohio) geboren und (getrennt) zur Adoption freigegeben. Sie erhielten zufällig die gleichen Vornamen. Nachdem Jim Springer 1979 seinen Bruder gefunden hatte, nahm er mit ihm Kontakt auf, dabei entdeckten die beiden erstaunliche Ähnlichkeiten. Beide waren 1,80 Meter groß und wogen 82 kg. Als Kinder hatten beide einen Hund namens „Toy“, beide hatten zuerst eine Frau namens „Linda“ geheiratet. Nach der Scheidung heirateten beide eine „Betty“. Ihre Söhne heißen James Alan und Allan James. Beide hatten eine Werkstatt im Keller, rauchten die gleiche Zigarettenmarke, tranken das gleiche Bier, waren beide Football-Fans und hatten die gleichen Marotten wie das Kauen der Fingernägel. Heute wird Zwillingsforschung weltweit an dutzenden Universitäten durchgeführt. Dabei werden eineiige mit zweieiigen Zwillingen verglichen. In allen Fällen sind die Ergebnisse verblüffend. Krankheiten wie Schizophrenie, Autismus, Diabetes, multiple Sklerose und andere haben einen hohen genetischen Anteil an der Entstehung. Sogar Leseschwäche, Bluthochdruck und Alzheimer haben genetische Komponenten. Es handelt sich dabei nicht um Erbkrankheiten, sondern um Veranlagungen. Wir alle sind eben von Natur aus verschieden.

In den USA ist die Wissenschaft um einen Schritt weiter als in Europa, wo teilweise noch die irrige Meinung verbreitet ist, Schizophrenie, Depression und andere Defekte seien Ergebnisse der Erziehung. Die Frage, ob die genetische Verschiedenheit oder eher die Umwelt bestimmend sind, ist falsch gestellt, weil es sich um zwei völlig verschiedene Kategorien handelt. Die Zwillingsforschung kann eher dazu beitragen, Eltern Schuldgefühle zu nehmen, denn auf manche Eigenschaften kann die Umwelt nur einen geringen Einfluss nehmen. Wir sind nicht so frei, wie wir glauben.




© 2012 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Guglielmo Marconi
(1974-1937)
hat mit seiner drahtlosen Nachrichtenübermittlung dafür gesorgt, dass wir uns heute vom Nachrichtenschrott in Radio und TV belästigt fühlen dürfen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch