Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2012

Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.
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19. April 2024


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HOMÖOPATHIE


Die Homöopathie kam im Sommer 2011 ins Gerede, als sich hunderte Anti-Homöopathie-Aktivisten in England trafen und öffentlich Überdosen von homöopathischen Mitteln schluckten. Selbstverständlich ist ihnen nichts geschehen. Der amerikanische Wissenschaftspublizist und Zauberkünstler James Randi nimmt vor jedem Auftritt ein homöopathisches Schlafmittel zu sich. Es wirkt nicht, denn Randi fehlt der Glaube. Homöopathie ist ein Gefühls- und Glaubenssystem. Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann (1755 – 1843) prüfte an sich selbst und seiner Familie hunderte Mittel, notierte die beobachtete Wirkung und entwickelte verschiedene Deutungen, die damals anerkannt und beachtet wurden, die aber heutigen Standards nicht entsprechen können. Der Grund, warum, Hömopathie Beachtung findet, liegt ausschließlich in der Kraft des Glaubens.

Das Kurioseste an der Homöopathie ist die extreme Verdünnung. Substanzen von Pflanzen, Tieren und Mineralien werden zu einer Urtinktur verarbeitet und dann schrittweise verdünnt, um die vermeintliche Heilkraft der Mittel zu erhöhen und unerwünschte Nebenwirkungen auszuschalten. Die Verdünnung nennt man in der Homöopathie „Potenz“. Es wird dabei geglaubt, dass jede Verdünnung die Stärke des Medikaments erhöht, obwohl natürlich das Gegenteil der Fall ist. Je stärker die Verdünnung ist, desto teurer ist erstaunlicherweise das Präparat. In der Potenz D15 können in einem Kubikzentimeter nur noch eine Million Moleküle nachgewiesen werden. Obwohl eine Verdünnung von D23  dem Auflösen eines winzigen Tropfen in allen Weltmeeren entspricht und bereits bei Verdünnungen von D26 kein einziges Molekül der Urtinktur mehr vorhanden ist, werden wirkungslose Verdünnungen von 1:1030 (dreißig Nullen!) und mehr angefertigt und teuer verkauft. Der Glaube versetzt Berge.

Der Wohlfühleffekt der Homöopathie ist – messbar - genauso groß wie eine Placebo-Wirkung, denn der Placebo-Effekt (der Glaube an eine Wirkung) ist ein mächtiges Prinzip in der Heilkunde. Gewisse Erfolge der Homöopathie gibt es, denn das Gesamtkonzept beruht auf Ratschlägen zur gesunden Lebensführung, einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Arzt und Patient und einem tiefen parareligiösen Glauben an eine Essenz, die wegen der Verdünnung keinen Wirkstoff mehr enthält. Statt des „Medikaments“ kann man auch Symbole (Medaillons, Steine, Plastikarmbänder, Mineralien usw.) verwenden.

Die Homöopathie ist ein Glaubens- aber kein Wirksystem. Es kann durchaus zu einem Wohlfühleffekt führen. Bei schweren Erkrankungen wie Infektionen, Krebs oder Herzinfarkt wäre eine ausschließlich homöopathische Behandlung lebensbedrohlich.




© 2012 Rudolf Öller, Bregenz


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Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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