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29. März 2024


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DIE ZEIT: BISCHOF EUSEBIUS


Kaiser Konstantin eröffnete im Sommer 325 das Konzil von Nicäa, auf dem unter Anwesenheit fast aller Bischöfe der Christenheit die wichtigsten Lehrsätze der Kirche erstmals festgelegt werden sollten. Dem Kaiser war eine Einigung der Bischöfe so wichtig, dass er sie von römischen Soldaten abholen und unter sanftem Zwang zum ersten Konzil der Christenheit eskortieren ließ. Konstantin hatte keine eigene Meinung zu den unterschiedlichen Ansichten der Bischöfe, er wollte lediglich, dass die Streitereien um die großen Glaubensinhalte endlich ein Ende nähmen. Die massivsten Kontroversen gab es um die Frage, ob Jesus von Nazareth selber Gott sei oder nur ein Mensch.

Bischof Eusebius von Caesarea glaubte nicht daran, dass Jesus von Nazareth wesensgleich mit seinem Vater war. Er gehörte damit zu einer Minderheit und musste befürchten, aus der Kirche verstoßen zu werden. Er beschloss daher, sich direkt an den Kaiser zu wenden. Er widmete Konstantin eine Neufassung eines seiner vielen Bücher, es handelte sich dabei um eine Chronik der Weltgeschichte von der Erschaffung der Welt bis in seine Zeit. Zusätzlich schrieb er ein Buch, das mit der Geburt Jesu begann und mit der Bekehrung Konstantins endete.

Als Eusebius dem Kaiser die Bücher überreichte, war dieser begeistert, denn die Geschichte der Erde war mit der Geschichte der Juden, Ägypter, Babylonier, Griechen und Römer auf interessante Weise verknüpft worden. Die Zeitangaben waren tabellarisch angeordnet, wobei sich die erste Tabelle auf das Geburtsjahr Abrahams bezog, die zweite Tabelle rechnete in griechischen Olympiaden, die dritte in römischen Jahren, die vierte in ägyptischen. Durch Verknüpfungen zwischen den Tabellen entwarf Eusebius eine grandiose und exakt wirkende Zeitstrecke. Konstantin befahl, Abschriften anzufertigen, wodurch die Chronik des Eusebius im ganzen römischen Reich bekannt wurde. Der Zweck der Bücher war auch insofern erfüllt, als Eusebius sein Bischofsamt behalten durfte.

Eusebius‘ Werke hatten eine enorme Langzeitwirkung, denn einige Jahrzehnte später übersetzte der heilige Hieronymus sowohl die Bibel (die so genannte „Vulgata“) als auch die Chronik des Eusebius von der griechischen in die lateinische Sprache. Das hatte zur Folge, dass sich beide Texte in Europa rasch verbreiteten. Die Bibel wurde später von Johannes Gutenberg gedruckt und bildete die Grundlage für die weltberühmte „King James Bible“. Eusebius‘ Chronik und seine darin enthaltene These, wonach die Erde ungefähr sechstausend Jahre alt sei, wuchs zum zentralen wissenschaftlichen Dogma, das so lange geglaubt wurde, bis ein genialer schottischer Geologe alles änderte.




© 2012 Rudolf Öller, Bregenz


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