Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2013

Die menschliche Freiheit besteht lediglich darin, dass sich die Menschen ihres Wollens bewußt und der Ursachen, von denen sie bestimmt werden, unbewußt sind.
(Baruch de Spinoza)


29. März 2024


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GESTERN NACHT AN DER BAR ...


Ein Politiker des 21. Jahrhunderts sagt gelegentlich das, was er sich denkt, ein andermal das, was ihm ein Kommunikationstrainer andressiert hat. Diese Technik ist nicht auf bestimmte Parteien beschränkt. Politik zu machen heißt auch, die Welt der unverbindlichen Floskeln zu beherrschen. Die Phrasen, die uns in Form von Interviews und Reden um die Ohren geschlagen werden, sind jedoch nichts im Vergleich zu den Täuschungen, die in Forschungsberichten und Studien zu finden sind. Leider werden heutzutage nicht nur Dissertationen abgeschrieben und ganze Studienresultate systematisch verfälscht, sondern jede Menge wolkige Worte verwendet, um die eigene Fehlleistung in einem hellen Licht erstrahlen zu lassen. 

Es seien angesichts des nahenden Endes des Faschings einige Formulierungen präsentiert, wobei deren tatsächliche Bedeutung in Klammer steht. Listen mit verbalen Banalitäten dieser Art gibt es schon lange und werden sogar in wissenschaftlichen Fachzeitschriften zum Gaudium der Leser präsentiert.

„Generell wird angenommen …“ (Ich und ein Kollege glauben …) „Drei der Proben wurden zur genauen Untersuchung ausgewählt.“ (Die Resultate aller anderen Proben ergaben keinen Sinn und wurden daher ignoriert.) „… wurde zufällig während der Montage etwas verformt“ (… fiel zu Boden.) „Wurde mit extremer Sorgfalt behandelt.“ (… fiel nicht zu Boden.) „… von hoher Reinheit“ (… von unbekannter Zusammensetzung.) „Das Germanium-Phosphor-Wismut-System wurde als besonders geeignet ausgewählt, um die Hypothese zu stützen.“ (Der Kollege im Nachbarlabor hatte zufällig etwas von dem Zeug herumliegen.) „Die Resultate werden später bekanntgegeben.“ (Hoffentlich kann ich das Problem irgendwann lösen.) „… während es nicht möglich war, definitive Antworten zu geben …“ (Die Experimente funktionierten nicht, doch eine windige Publikation hat sich ohne weiteres herauskratzen lassen.) „Es ist klar, dass zusätzliche Arbeit erforderlich sein wird, bevor ein Verständnis …“ (Ich verstehe es nicht.) „Die Resultate zeigen, dass die Theorie innerhalb einer bestimmten Größenordnung richtig ist.“ (Die Theorie ist grottenfalsch.) „Wir danken Joe Statler für die Mithilfe und George Waldorf für wertvolle Diskussionen.“ (Joe Statler machte die Arbeit und George Waldorf interpretierte sie).  „Vorläufige Experimente haben gezeigt …“ (Wir haben es einmal probiert, beim zweiten Mal kam etwas anderes raus.) „Wir haben eine versuchsweise Erklärung.“ (Gestern Nacht an der Bar haben wir uns was überlegt.) „Nach sorgfältiger statistischer Analyse …“ (Nachdem wir in einem Dutzend Büchern gesucht hatten, fanden wir ein obskures Berechnungsverfahren, das wir angewendet haben.).




© 2013 Rudolf Öller, Bregenz



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Helden der Wissenschaft:
Werner von Siemens
(1816-1892)
war eine beeindruckende Unternehmerpersönlichkeit, der es mit der Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips möglich machte, Unmengen an elektrischer Energie zu erzeugen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch