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25. April 2024


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EVOLUTION


Es war in den Medien zu hören und zu lesen. Eine österreichische Partei „entfacht eine Evolutionsbewegung“. „Es sei so, dass heute eine politische Bewegung wendiger sein müsse“ hieß es. Die propagierte (politische) Evolution soll wahrscheinlich die Gegenthese zur Revolution sein. Gegen die Idee ist nichts einzuwenden, denn wir leben in einem Land mit politisch korrekt überwachter Meinungsfreiheit.

Was bedeutet Evolution wirklich? Die Treibsätze der Evolution sind Vielfalt und Auslese. Hinter der Vielfalt in der Natur stecken komplexe genetische Mechanismen, die seit vier Jahrzehnten gut erforscht sind. Obwohl die natürliche Auslese die Vielfalt der Lebewesen verringert, bewirken Mechanismen im Zellkern, dass Verschiedenartigkeit auf Dauer doch erhalten bleibt. Die Selektionszensur verringert zwar die Vielfalt, die Zellfabriken der Lebewesen aber stellen auf der Grundlage der selektierten Lebewesen immer wieder neue Mannigfaltigkeit her. Die Natur funktioniert nicht immer perfekt, daher sterben regelmäßig Arten aus. Trotzdem bewirken die genannten Mechanismen über lange Zeiträume einen Fortschritt. Aus dem wurmartigen Wesen Pikaia gracilens vor über fünfhundert Millionen Jahren entstanden alle Wirbeltiere. Die natürliche Auslese der Natur funktioniert nicht so, dass der muskulösere Typ dem Schwächeren den Schädel einhaut. Auslese bedeutet, dass jeder für sich ums Überleben kämpft, dass aber beispielsweise der Leopard, der sein Beutetier aus drei Kilometern Entfernung erkennt, eine bessere Fortpflanzungschance hat als sein Artgenosse, der die Gazelle erst aus zwei Kilometern Entfernung sieht.

Der Todfeind jeder Evolution ist die Einschränkung der Vielfalt. Züchtung von Tieren und Pflanzen bedeuten eine Verringerung der Buntheit und damit das Abbremsen jeder evolutiven Entwicklung. Man kann das auch politisch ausdrücken, denn hier gibt es eine unübersehbare Analogie zwischen biologischen und gesellschaftlichen Mechanismen: Gleichmacherei tötet jede Fortentwicklung ab und führt zum Stillstand, später zum Untergang. Den Beweis lieferten alle Diktaturen, egal welcher Farbe. Keine Gesellschaft, die von einer dämonischen Regierung per „Gedankenpolizei“ (Copyright George Orwell) auf Linie gebracht wurde, überlebte  länger als ein paar Jahrzehnte. Den Kommunismus ereilte das gleiche Schicksal wie den Nationalsozialismus und die französische Revolution.

Was für die Ökologie die Züchtung, das ist für die Gesellschaft die Parteibuchwirtschaft. Sie ist das Ende der Vielfalt und der Freiheit, die beide die unabdingbaren Grundlagen der Evolution bilden. Wer das nicht versteht, sollte lieber nicht von Evolution reden.




© 2014 Rudolf Öller, Bregenz



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Helden der Wissenschaft:
Viktor Kaplan
(1876-1934)
erfand die nach ihm benannte axiale Flügelturbine, die heute in den meisten Flusskraftwerken zur Stromerzeugung eingesetzt wird.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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Interview zum Buch