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18. April 2024


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DER GLEICHEITSWAHN


Kindern im Alter von sechs Monaten wurden Trickfilme gezeigt. In einem Film krabbelt ein gelbes Männchen einen Berg hinauf und bekommt dabei Hilfe von einem grünen Männchen. Oben am Berg taucht ein blaues Männchen auf und stößt es herunter. Die Kinder dürfen am Schluss aus zwei Figuren wählen, entweder eine grüne oder eine blaue. Alle haben nach ihren Beobachtungen die grüne Figur genommen, den Helfer. Ein halbes Jahr später wurde das Experiment wiederholt. Zehn Prozent der Kinder griffen jetzt nach der blauen Figur. Ein deutscher Psychologe erklärt das Ergebnis so, dass die Kinder in der Familie gelernt haben, dass Egoismus zum Erfolg führen kann. Er meint, dass alle Gehirne von Geburt an gleich seien und nur durch Lernen gefüllt werden. Das ist eine alte und naive Interpretation.

In der Mathematik zeigen die Burschen die besseren Ergebnisse, bei den Sprachen sind es die Mädchen. Das kommt nur von der Erziehung, glauben Psychologen, doch das ist eine überholte These. Wir wissen inzwischen, dass auch Sexualhormone als Neurotransmitter (Nervenbotenstoffe) funktionieren. Manche Hormone haben auf die Schaltpläne des Gehirns sogar schon vor der Geburt einen Einfluss.

Bis zum 10. Lebensjahr ist die räumliche Wahrnehmung bei Buben und Mädchen gleich. Dann beginnt bei den Buben die Testosteronproduktion, wodurch sie den Mädchen davonziehen. Wäre der Effekt nur erziehungsbedingt, müssten die Unterschiede früher messbar sein. Vergleicht man nur die mathematischen Fähigkeiten, so gibt es zwischen Buben und Mädchen kaum Unterschiede. Bezieht man bei Tests die räumliche Geometrie mit ein, sind die Buben deutlich besser. Mit Erziehung hat das nichts zu tun.

Es besteht der Verdacht, dass das räumliche Vorstellungsvermögen auch andere Fähigkeiten beeinflusst, wie etwa das Komponieren. Die großen Komponisten der Geschichte waren bzw. sind Männer. Wenn das erziehungsbedingt sein soll, dann erhebt sich die Frage, warum es so viele gute Musikerinnen und Sängerinnen gibt, nicht jedoch Komponistinnen. Auch hier reicht die Erklärung unterschiedlicher Erziehung nicht aus. Es gibt noch unzählige andere Beispiele anzuführen, wie etwa die Tatsache, dass in allen Uhrenfabriken der Welt mehr Frauen in der Fertigung sitzen, denn sie haben die bessere Feinmotorik. In den Reparaturabteilungen sitzen fast ausschließlich Männer. Sie haben die bessere räumliche Wahrnehmung.

Wir Menschen unterscheiden uns von Natur aus in Hautfarbe, Haarfarbe, Augenfarbe, Blutgruppe, Anfälligkeit für Krankheiten, hormoneller Ausstattung und in vielen anderen Eigenschaften. Nur unsere Gehirne sollen von Geburt an gleich sein? Erstaunlich, wie hartnäckig sich dieser Aberglaube hält.




© 2015 Rudolf Öller, Bregenz



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Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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