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EVOLUTION: MENSCHEN


Wer oder was war der erste Mensch? Wenn man wissen will, wer der erste Mensch war, muss man zuvor den Menschen definieren. Das ist alles andere als leicht. Der Versuch, den Menschen über seine Gliedmaßen zu erklären, scheitert, denn ein kopfloser Mensch ist tot und ein Beinamputierter ist immer noch ein Mensch. Auch eine Definition über die Chromosomenzahl funktioniert nicht. Ein normaler Mensch hat 46 Chromosomen, 44 so genannte „Autosomen“ und zwei Geschlechtschromosomen. Hat ein Mensch ein 21er-Chromosom zu viel, hat er das „Down-Syndrom“. Männer haben in der Regel die Chromosomenkombination XY, Frauen haben XX. Hat ein Mensch nur ein X-Chromosom, so ist es ein „Turner“-Typ, hat er die Kombination XXY, ist es ein „Klinefelter“. Niemand käme auf die Idee, diese Menschen zu Nicht-Menschen zu erklären, nur weil ihre Chromosomenstruktur abweicht.

Schimpansen haben (fast) die gleichen Chromosomen wie Menschen. Vor einigen Millionen Jahren verschmolzen zwei Chromosomen unserer Vorfahren durch einen Vorgang, den man „Translokation“ nennt. Der Schimpanse hat heute noch seine 48 Chromosomen, wir Menschen 46.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt mehrere Vorfahren. Die bekanntesten sind Australopithecus afarensis („Lucy“), Homo habilis, Homo erectus und Homo ergaster. Keiner von ihnen war ein Mensch im heutigen Sinn, aber keiner von ihnen war ein Affe, denn sie alle hatten einen Knochenbau, der nichts Affenartiges mehr an sich hatte.

Die Behauptung, der Mensch stamme vom Affen ab, ist nicht korrekt, weil Lebewesen immer gemeinsame Ahnen haben. Das „connecting link“ von Cousin und Cousine sind die Großeltern, das Bindeglied zwischen Affen und Menschen lebte vor ungefähr zehn Millionen Jahren, aber nicht heute. Unsere Chromosomenstruktur verrät einen Teil unsere Entstehungsgeschichte, auch wenn wir noch keine entsprechenden Fossilien gefunden haben.

Wenn wir schon nicht genau wissen, wann der Homo sapiens, also der heutige Mensch, erstmals erschienen ist, so wissen wir sicher, dass der Neandertaler nicht unser Vorfahre, sondern unser evolutionärer Bruder war. Daher wurde sein Name auf „Homo sapiens neanderthalensis“ aufgewertet. Die Evolution führte auf verschiedenen Wegen zweimal zum modernen Menschen. Wir, der Homo sapiens sapiens, sind keine einmaligen Produkte der Evolution. Wir sind die letzten Überlebenden mehrerer Gruppen von Menschen und Menschenvorfahren. Wir sollten aber nie vergessen, dass unsere Ahnen zwar unzivilisiert, aber nicht dumm waren. Andernfalls gäbe es uns nicht.

Buchtipps: Fiorenzo Facchini, „Die Ursprünge der Menschheit“, Theiss Verlag Stuttgart; Douglas Palmer, „Die Evolution des Menschen“, National Geographic;



© 2015 Rudolf Öller, Bregenz



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(1821-1894)
war Arzt, Physiologe, Physiker, Philosoph, kurzum ein Universalgelehrter, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er war in der Medizin, in der Physik und in der Biologie zu Hause. Respekt!

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
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"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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