Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2016

Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.
(Marie von Ebner-Eschenbach)


20. April 2024


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RITT AUF DEM STIER


„Schlecht vorbereitet!“ schimpft der Lehrer, wenn der Schüler während einer Prüfung Großbritannien auf einer Weltkarte nicht finden kann, was angeblich bei der Hälfte aller Jugendlichen der Fall ist. Schlecht vorbereitet ist auch, wer „Death clock“ mit Todesglocke übersetzt, was vor einigen Jahren dutzenden deutschsprachigen Journalisten passiert ist.

Schlecht vorbereitet ist auch unsere Gesellschaft, die sich in einer technischen Revolution unvorstellbaren Ausmaßes befindet. Wir können die Entwicklung nur verstehen, wenn wir uns klarmachen, dass der technische Fortschritt nicht gewollt war, sondern uns einfach passiert ist. Wir betrachten drei beliebig ausgewählte Beispiele. Das Internet war ursprünglich ein militärisches Testprojekt, um elektronische Nachrichten auch nach einem Atomwaffenangriff versenden zu können. Facebook war konzipiert als kleines Nachrichtensystem innerhalb einer Studentenverbindung an der Universität Harvard. Die Werkzeuge der Gentechnik - die „Restriktionsenzyme“ - wurden zufällig an der Universität Basel entdeckt, zwei amerikanische Genetiker wurden hellhörig und begannen damit zu arbeiten. Wie vieles andere starteten diese drei Projekte ganz klein, am Ende veränderten sie die Welt.

Wie reagiert die Politik darauf? Drei wiederum willkürlich gewählte Beispiele seien angeführt. US-Senator Simon Cameron sagte 1901: „Ich bin der ganzen Sache, die hier Wissenschaft genannt wird, müde … wir haben in den letzten Jahren bereits Millionen Dollar aufgewendet, und es wird Zeit, dass dies ein Ende nimmt.“ Der oberösterreichische Landeshauptmannstellvertreter Thomas Stelzer verkündete: „Wir selbst bestimmen, welchen Fortschritt wir wollen.“ Der deutsche Journalist und Politiker Wilhelm Liebknecht (1826 - 1900) sagte einmal „Wissenschaft kennt keine Nationalität“. Über Cameron können wir heute nur noch schmunzeln, Mag. Stelzer hat seinen Satz vielleicht gut gemeint, aber im Bereich der Technik und Wissenschaften hat er die Möglichkeiten der Demokratie überschätzt. Liebknecht brachte es auf den Punkt. Wissenschaft ist international und entzieht sich jeder lokalen Politik. Elektronik und Biotechnologie werden die Welt weiter verändern. Sie bleiben ein Monopol der Naturwissenschaftler, solange Politiker ohne naturwissenschaftliche Grundkenntnisse glauben, Demokratie reiche aus um alles zu kontrollieren.

Die Anwendungen moderner Technik sind wie ein Ritt auf einem großen Stier. Alle sind beeindruckt, alle bestaunen das gehörnte Monster in einer Mischung aus Furcht und Bewunderung und weichen zurück. Wohin die Reise geht, bestimmen aber nicht wir, sondern der Stier.




Staatliche Steinbeile
   

© 2016 Rudolf Öller, Bregenz



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Helden der Wissenschaft:
Trofim Denissowitsch Lyssenko
1898-1976)
darf als Beispiel dafür dienen, dass es auch unter den Wissenschaftlern Verrückte, Intriganten und Unterstützer von Massenmördern (Stalin) gab und gibt.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch