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Geschichte der Genetik: EUGENIK


Der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) sagte einmal: "Könnten wir alle Schurken unschädlich machen und alle dummen Gänse ins Kloster stecken, den Leuten von echtem Blut einen ganzen Harem beigeben und allen Mädchen von Geist und Verstand Männer, und zwar ganze Männer, verschaffen, so würde bald eine ganze Generation entstehen, die ein mehr als perikleisches Zeitalter darstellt." Schopenhauer träumte im 19. Jahrhundert von der Realisierung einer "Eugenik", was soviel wie "gutes Geschlecht" bedeutet.

Der britische Naturforscher und Schriftsteller Francis Galton (1822 – 1911) hat Charles Darwins Idee vom "Survival of the Fittest" genauso missverstanden wie das später die Nationalsozialisten getan haben. Die Eugeniker der ersten Stunde forderten ein staatliches Fortpflanzungsverbot für vermeintlich minderwertige Menschen. Zu Galtons Gefolgsleuten zählten US-Präsident Theodore Roosevelt, der berühmte Ökonom John Meynard Keynes, die Frauenrechtlerinnen Marie Stopes und Margaret Sanger, viele Vertreter der London School of Economics und der sozialistische Wiener Stadtrat Dr. Julius Tandler - um nur die wichtigsten zu nennen. Durch Auswahl von geeigneten Menschen sollte es möglich sein, "bessere" Erdenbürger zu züchten. Das klingt beinahe logisch, weil Menschen den gleichen genetischen Regeln unterworfen sind, wie alle Tiere und Pflanzen. Die Sache ist aber aus mehreren Gründen undurchführbar. Zwei von ihnen seien genannt.

Erstens bedeutet Menschenzüchtung eine Abschaffung der persönlichen Freiheit, was die Amerikaner aber nicht abhielt, es zu versuchen. Es gab in den USA gerichtlich angeordnete Zwangssterilisierungen "biologisch unzulänglicher Menschen". Die Rockefeller Stiftung unterstützte außerdem den Aufbau des nationalsozialistischen Eugenikprogramms in Form von großzügigen Spenden.

Zweitens haben die Eugeniker die Rechnung ohne den Wirt Natur gemacht. In den Sechzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts konnten Genetiker das Ausmaß der so genannten "Letalgene" abschätzen. Das Buch "Die genetische Bürde" (original "Genetic Load") des amerikanischen Genetikers Bruce Wallace war richtungsweisend. Demnach tragen wir Menschen Letalgene in uns, die von gesunden Genen verdeckt werden. In der Genetik spricht man von "Heterozygotie" (deutsch: Überträger). Verwandtenehen bringen diese Defektgene bei den Nachkommen ans Tageslicht, was zu körperlichen und geistig Behinderten führen kann. Da jeder von uns im Schnitt zehn Letalgene im Erbgut mit sich führt, bräuchte es mindestens 1.000 Jahre Freiheitsentzug durch Zwangsselektion, um wenigstens kleine messbare eugenische Erfolge zu erzielen.




Blood of a nation

© 2017 Rudolf Öller, Bregenz



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Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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Interview zum Buch