Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2017

Die Volksbegeisterung in unsern letzten Freiheitskriegen ward wie die Jungfrau von Orleans unter ihrer eigenen Fahne begraben.
(Wolfgang Menzel)


28. März 2024


zurück Übersicht weiter

MATTHÄUS 2,9


Im Neuen Testament heißt es bei Matthäus 2,9: "Der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis zu dem Ort, wo das Kind war."

Der Astronom Johannes Kepler (1571-1630) beobachtete regelmäßig den Sternenhimmel, dabei fiel ihm ein Zusammentreffen von Jupiter und Saturn auf. Das Phänomen ließ ihm keine Ruhe, also begann er zurückzurechnen und stellte fest, dass Jupiter und Saturn im Jahr 7 vor Christus dreimal so nahe beisammen standen, sodass sie dem bloßen Auge wie ein einziger heller Stern erscheinen mussten. Es sah aus, als ob zwei Himmelsgötter monatelang ein Gespräch führten. Keplers Berechnungen wurden zu seiner Zeit nicht ernst genommen und gerieten in Vergessenheit.

Im 20. Jahrhundert gelang es Archäologen, die Keilschrift spätbabylonischer Texte zu entziffern. Es fielen dabei drei in Berlin lagernde Tafeln auf. Darauf gibt es Hinweise für eine dreifache Begegnung (Konjunktion) von Jupiter und Saturn. Babylon war ein mächtiges Reich östlich von Judäa, ein Teil des heutigen Israel. Das dreifache Aufeinandertreffen der zwei größten Planeten im Sonnensystem fand im Sternbild der Fische jeweils am 15. März, am 20. Juli und am 12. November im Jahr 7 vor Christus statt. Die Fische waren für die Babylonier das Symbol für Israel.

Babylonische Priester waren angesehene Gelehrte mit astronomischen Kenntnissen. In der Bibel ist von "Weisen" die Rede. Von den legendären "drei Königen" ist nirgendwo ein Wort zu finden. Als sie die Konjunktionen im Frühjahr und Sommer beobachteten, könnten die "Weisen" eine diplomatische Reise geplant und im Spätsommer aufgebrochen sein. Im Spätherbst hätten sie dann Jerusalem erreicht. Am Abend nach Einbruch der Dunkelheit waren Jupiter und Saturn von Jerusalem aus in Richtung Süden zu sehen, wo Bethlehem liegt, das mit Kamelen oder Pferden in wenigen Stunden zu erreichen war.

Die Begegnung von Jupiter und Saturn passt eindrucksvoll zur Weihnachtsgeschichte. Die meisten Astronomen sind der Meinung, dass das der Stern von Bethlehem war, denn Kometen und explodierende Sterne ("Supernovae") waren damals nicht zu sehen, wie wir heute verlässlich wissen.

Es bleibt die Frage, wie das Jahr 7 vor Christus mit unserer Zeitrechnung in Einklang zu bringen ist. Das in Wahrheit unbekannte Geburtsdatum von Jesus wurde im 6. Jahrhundert von einem Mönch namens Dionysius Exiguus ("der Kleine") berechnet. Dabei hat er Fehler gemacht. Erstens fehlt in seiner Rechnung das Jahr Null, und zweitens hat sich der Mönch offenkundig um Jahre geirrt, denn auch die in der Bibel erwähnte Volkszählung von Kaiser Augustus fand Jahre vor der Zeitenwende statt. Der 25. Dezember wurde erst 813 auf einer Synode zum Weihnachtstag erklärt.




Weise aus dem Osten

© 2017 Rudolf Öller, Bregenz



Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Hermann von Helmholtz
(1821-1894)
war Arzt, Physiologe, Physiker, Philosoph, kurzum ein Universalgelehrter, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er war in der Medizin, in der Physik und in der Biologie zu Hause. Respekt!

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch