Welt der Naturwissenschaften
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18. April 2024


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ALTE SCHULE


Es ist Mode geworden, mündliche und schriftliche Prüfungen in den Schulen durch eine vermeintlich rasche Änderung des Wissens in Frage zu stellen. Tatsächlich ist seit Menschengedenken neues Wissen zu altem hinzugefügt worden, aber ausschlaggebende Wissensrevolutionen kann man an den Fingern abzählen. Nur in der Politik haben Revolutionen in Katastrophen gemündet. Hätte man den Kommunismus vor dessen Einführung an Ratten getestet, wären uns 100 Millionen Tote erspart geblieben.

In den Wissenschaften sind die radikalen Umwälzungen schnell aufgezählt. Nikolaus Kopernikus ließ nicht die Sonne um die Erde laufen, sondern machte aus der Erde einen Planeten von vielen. Isaac Newton entwickelte für die Physik ein solides mathematisches Fundament, Charles Darwin gab der Biologie ein völlig neues System, Albert Einstein verstand erstmals, dass Masse, Zeit und Raum nicht konstant sind, Edwin Hubble erkannte die wahren Dimensionen des Universums und Männer wie Niels Bohr, Werner Heisenberg, Erwin Schrödinger, Richard Feynman und andere schufen seltsame aber erfolgreiche Theorien über Vorgänge im Inneren der Atome.

Neues in Sicht

Der Glaube, dass nach Revolutionen alles anders sei als vorher, ist ähnlich naiv wie die Annahme, Jazz, Blues, Rock und Pop hätten Klassiker wie Bach, Händel, Mozart oder Beethoven ausgehebelt. Es handelt sich – auch in der Kunst – nicht um ein Ersetzen, sondern um ein Ergänzen bekannter Werke und Theorien. Physik-Nobelpreisträger Leon Ledermann schreibt in seinem Bestseller "Das schöpferische Teilchen" Folgendes: "Wir mussten in das Atom hineinschauen und dazu benötigten wir Konzepte, die weit über Newton hinausgingen. … Die Quantenrevolution brachte jedoch nichts, was Archimedes, Galilei, Newton oder Einstein … ausgeschaltet, beseitigt, ermordet oder geschändet hätte. Vielmehr kam ein neuer Bereich in Sicht, wurden neue Phänomene bekannt."

"Old School"

Diese Erkenntnisse verleiten trotzdem manche Zeitgenossen zu der Meinung, dass Wissen so schnell ersetzt würde, dass jedes Lehren darüber in den Schulen nichts anderes sei als das Quälen von Kindern und Jugendlichen. Das ist dumm.

Ich hatte einen Geschichte- und Geografielehrer, der von uns verlangte, alle Länder der Erde auf einer Weltkarte zu finden. Zudem mussten wir zu jedem Land der Erde die Hauptstadt (auswendig) wissen. Wir mussten auch immer alle größeren Ereignisse der Geschichte parat haben, wie etwa, dass nicht Karl der Große, sondern Friedrich der Große ein Widersacher von Maria Theresia war. Heute wäre das Verlangen dieses Professors eine pädagogische Gräueltat. Ich bin dennoch ihm und meiner "Old School" bis heute von Herzen dankbar dafür.



© 2020 Rudolf Öller, Bregenz  [/2020/roe_2017]


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(1868-1953)
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Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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Interview zum Buch