Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2020

Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.
(Otto von Bismarck)


19. April 2024


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VIRENSEKTEN


„Wir können die Welt nicht retten, indem wir uns an die Spielregeln halten. Die Regeln müssen sich ändern … und zwar heute.“ Die Spielregeln müssen also geändert werden, aber welche? Die Gesetze? Alle oder bestimmte? Befragt man zehn Anhänger von Greta Thunberg, von der obiger Satz stammt, bekommt man zwanzig verschiedene Antworten. Die Welt ist eben kompliziert.

Von allen Naturwissenschaften wurde die Physik bisher am wenigsten bedrängt, denn die Maxwellschen Gleichungen oder die Atomradien eignen sich nicht als Spielwiesen für Freizeitwissenschaftler. Die Chemie gibt schon mehr her, denn mit Hilfe dieser Wissenschaft werden immerhin auch Umweltgifte produziert.

Am schlimmsten hat es die Biologie samt Genetik und Ökologie erwischt. Nachdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Wissen in der Biologie stetig angewachsen war und Sigmund Freud seine Thesen über die menschliche Psyche veröffentlicht hatte, stürzten sich allerlei Welterklärer mit Begeisterung auf die Biologie. Es galt eine ursprünglich ideologiefreie Wissenschaft zu kapern.

Hobbygärtner Stalin

Es ist wenig bekannt, dass der Diktator und Massenmörder Iosseb Dschughaschwili, genannt Josef Stalin, ein Hobbygärtner war. Auf seiner Datscha bei Moskau ließ er Gewächshäuser errichten. Das Züchten von Pflanzen und das Beschneiden von Bäumen und Büschen war die einzige körperliche Arbeit, der Stalin nachging. Im Laufe der Jahre entwickelte er eine Begeisterung für den „Lamarckismus“, eine These zur Evolution des Lebens, von der wir heute wissen, dass sie falsch ist. Stalins Voreingenommenheit war so eisern, dass er Wissenschaftler umbringen ließ, die anderer Meinung waren, wie etwa den brillanten Botaniker Nikolai Wawilow.

Dogmatisch ging es auch bei den Nationalsozialisten zu. Der Biologe Ernst Lehmann, der den Nationalsozialismus als „politisch angewandte Biologie“ auffasste, schrieb einmal „Dieses Streben nach Verbundenheit mit dem Gesamtleben, ja mit der Natur überhaupt, in die wir hineingeboren sind, das ist … der tiefste Sinn und das eigentliche Wesen nationalsozialistischen Denkens.“

Der Missbrauch der Biologie durch Ideologen aller Lager ist auch in der Corona-Pandemie zu sehen. Da wimmelt es nur so von rechten Verschwörologen, antikapitalistischen Neomarxisten, Esoterikern, Impfskeptikern, „QAnon“-Sektierern, ja sogar Antisemiten, die dem „Weltjudentum“ eine vermeintliche Biowaffe unterstellen wollen. Viren sind unberechenbare Objekte, und die Wissenschaft weiß noch lange nicht alles über CoV-2. Wissenserwerb ist immer eine langfristige Sache. Die Weltverschwörungsideologen sind aber die letzten, die bei der Bewältigung der aktuellen Krise hilfreich sind.



© 2020 Rudolf Öller, Bregenz  [/2020/roe_2041]


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Helden der Wissenschaft:
Guglielmo Marconi
(1974-1937)
hat mit seiner drahtlosen Nachrichtenübermittlung dafür gesorgt, dass wir uns heute vom Nachrichtenschrott in Radio und TV belästigt fühlen dürfen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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Interview zum Buch