Welt der Naturwissenschaften
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23. April 2024


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IGNAZ SEMMELWEIS


Ignaz Philipp Semmelweis (1818 – 1865) war gebürtiger Ungar. Er besuchte auf Wunsch des Vaters Schulen mit gutem Ruf. Ursprünglich sollte er Anwalt werden, deshalb studierte er Philosophie und Jus an der Universität Pest. 1837 kam er nach Wien, um Rechtswissenschaft zu studieren, wechselte jedoch 1838 zur Medizin. 1844 schloss er das Studium in Wien mit dem Magister der Geburtshilfe und im gleichen Jahr mit der Promotion zum Dr. med. ab.

Es ist heute selbstverständlich, dass in allen Krankenhäusern und ganz besonders in Operationssälen großer Wert auf Hygiene gelegt werden muss. Schon die Ärzte im alten Griechenland wussten, wie wichtig die Reinigung der Hände und der medizinischen Instrumente ist. Diese Erkenntnis geriet in Vergessenheit und musste mühsam wiedergewonnen werden. Im 19. Jahrhundert gingen Ärzte ohne weiteres von einer Leichenöffnung zu einer Entbindung. Aus heutiger Sicht eine Ungeheuerlichkeit. Das Kindbettfieber war zu Semmelweis' Zeiten ein ständiger Begleiter der Geburtshilfe.

Ignaz Semmelweis wurde als Arzt und Geburtshelfer Zeuge eines regelrechten Massensterbens von Frauen, die in den Krankenhäusern Kinder zur Welt gebracht hatten. Die Pioniere der Bakteriologie hatten ihre wissenschaftlichen Erfolge noch vor sich. Robert Koch war zu der Zeit, als Semmelweis promovierte, noch ein Kleinkind, Louis Pasteur war ein junger Mann von zwanzig Jahren. Man hatte damals noch keine Ahnung, dass das Kindbettfieber von Mikroorganismen hervorgerufen wird, doch Semmelweis war ein guter Beobachter.

Desinfektion

Der Zufall kam - wie das in der Wissenschaft nicht selten vorkommt - zu Hilfe. Ein mit Semmelweis befreundeter Gerichtsmediziner fand den Tod, nachdem ihn ein Student bei einer Leichenöffnung unbeabsichtigt mit dem Seziermesser am Finger verletzt hatte. Semmelweis erkannte sofort, dass Ärzte und Studenten das Kindbettfieber zu den Müttern brachten, nachdem sie zuvor an Leichen gearbeitet hatten. Er ordnete eine systematische Desinfektion der Hände an, worauf die Todeszahlen durch Kindbettfieber sanken.

Die Reaktion der Ärzte und seiner Fakultät waren bösartig. Nachdem Semmelweis' Dienstvertrag abgelaufen war, wurde er nicht mehr verlängert. Ein Ansuchen um eine Privatdozentur wurde erst im zweiten Anlauf mit demütigenden Einschränkungen bewilligt. Semmelweis war ein Opfer der Wissenschaft, genauer: seiner Neider. Er hatte eine lebensrettende Entdeckung gemacht, für deren Anerkennung er mit aller Kraft kämpfte, jedoch zu Lebzeiten nur Spott und Verachtung erntete. Das führte zu einem langen und unwürdigen Tod.



© 2021 Rudolf Öller, Bregenz  [/2021/roe_2130]


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Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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